http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2009-02/0040
Mit Vorbehalt könnte das Scherbennest als die dritte Bestattung angesehen
werden, die dementsprechend als Brandnachbestattung in den bestehenden Grabhügel
eingebracht wurde. Es wäre aber auch eine „Entsorgung" des für Grabräuber
nutzlosen Keramikgeschirrs denkbar, wobei ein eigentlich begehrtes, für Grabräuber
interessantes Fibelbruchstück versehentlich „mitentsorgt" worden wäre.
Das Kegelhalsgefäß gehört zu der Gruppe der Alb-Hegau-Keramik, die in Ha C
aufkommen und bis Ha Dl gebräuchlich sind (Ha C - Ha Dl: ca. 750 - 550
v. Chr.).31 Sollte das Fibelfragment tatsächlich zusammen mit der Keramik im
Grabhügel deponiert worden sein, spricht wegen des Aufkommens der Fibeltradition
als Beigabe in anderen Gräbern des Oberrheingebietes ab Ha D32 alles für eine
Datierung nach Ha Dl (ca. 625 - 550 v. Chr.).
Die Feuersteinwerkzeuge dürften zusammen mit dem für die Hügelaufschüttung
herbeigeschafften Erdreich in den Grabhügel gelangt sein, wobei man jungsteinzeitliches
Fundmaterial durch Zufall mit einbrachte. Jungsteinzeitliche Feuersteingeräte
sind auf dem Katzenberg aus zahlreichen Fundorten bekannt.
Die vier weiteren Grabhügel auf dem Katzenberg müssen nicht zwangsläufig
hallstattzeitlich sein. Auch ein erneutes Aufsuchen eines älteren, bronzezeitlichen
Gräberfeldes und das Anlegen von Grabhügeln in der frühen Eisenzeit an einem
solchen Ort sind für Südbaden belegt.33
Die Lage von Grabhügelfeldern wird gerne mit alten Verkehrswegen in Verbindung
gebracht, die oft entlang von trocken zu begehenden Bergkämmen angenommen
werden dürfen. Nach S. Kurz kommt dies „weitgehend der Absicht entgegen
, die hinter der Errichtung eines Grabhügels anzunehmen ist, wird doch ein
Grabhügel als Monument gerade dort seiner Aufgabe am ehesten gerecht, wo er
von vielen Menschen zu sehen ist."34
Die Grabhügelgruppe bei Wintersweiler liegt heute inmitten eines Waldstücks
und ist mit dichtem, forstwirtschaftlich genutztem Baumbestand versehen (Abb. 3).
Dies ist für die Entstehungszeit zumindest für das Areal des Friedhofes auszuschließen
. Inwiefern die waldfreie Zone auf den ganzen Katzenberg zu übertragen
ist, kann nicht beurteilt werden.
Schlussbemerkung
Während der Hallstattzeit vollzieht sich der allmähliche Übergang von der typischen
Brandbestattung der vorhergehenden Urnenfelderzeit, mit zum Teil großen
Geschirrsätzen als Grabbeigabe, hin zu dem Brauch der Körperbestattung mit geringerer
Anzahl an Grabkeramik, wobei beide Bestattungsarten parallel in ein und
demselben Hügel vorkommen können. Ab der jüngeren Hallstattzeit kommen die
sogenannten „Fürstengräber" auf, die mit ihren außerordentlich kostbaren Grabbeigaben
in Form von Edelmetall, Importwaren aus dem Mittelmeerraum und
reich ausgestatteten Grabkammern das Interesse an Grabhügeln seit ihrer Entdeckung
entfachten. Bis in die späte Hallstattzeit werden Tote in großen Hügeln mit
unterschiedlich reicher Beigabe bestattet, neben den auch bekannten Formen der
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