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„ingen"-Ort handelt, muss die in der Kreisbeschreibung3 geäußerte Annahme, Wintersweiler
sei die Nachfolgesiedlung eines schon zur Landnahmezeit entstandenen
Ortes, mit Vorbehalt aufgenommen werden.
Die regellos gruppierten Gehöfte zur Zeit der Ersterwähnung bestanden durchwegs
aus Holzbauten, die wohl nur eine verhältnismäßig kurze Lebensdauer hatten
, nicht zuletzt deshalb, weil bis um 1200 die Häuser als Pfosten- oder Fachwerkbauten
mit Schwellen, die in die Erde eingesenkt waren, errichtet wurden4.
Erst der Schwellenbau auf Steinsockeln (auf dem Land ab dem 13./14. Jahrhundert
) sorgte für eine bessere Haltbarkeit. Die in einer volkskundlichen Arbeit von
1938 erwähnte Beobachtung5, dass selbst damals noch zwei Fachwerkhäuser in
Winters weiler (Zibold und Hof mann) existierten, deren Schwellen nicht auf Steinsockeln
, sondern unmittelbar auf dem Erdreich auflagerten, ist glaubhaft, wenn
man bedenkt, dass z.B. in der Herrschaft Durlach noch nach dem Dreißigjährigen
Krieg von der Obrigkeit auf den Bau von Mauersockeln unter den Schwellen gedrängt
wurde6.
Bevor Fachwerkbauten aufkamen, deren Gefache mit Lehm und Flechtwerk gefüllt
wurden, war die Ständer-Bohlenbauweise üblich, bei der die Wände ganz aus
Holz konstruiert waren, in der Art, wie wir dies noch heute bei Schwarzwaldhäusern
beobachten können. Um 1300 wurde in unserer Südwestecke das Balkengerüst
sowohl mit Bohlen als auch mit Lehm/Flechtwerk ausgefacht7.
Bis weit ins Spätmittelalter hinein gab es in unseren Dörfern neben den Fachwerkhäusern
solche Ständer-Bohlenbauten. Seit der alemannischen Zeit und sicher
noch zur Zeit der Ersterwähnung gehörten zu einem Gehöft auch einige Dezimeter
in die Erde eingesenkte, als Speicherbauten u. ä. dienende Grubenhäuser.
Wahrscheinlich waren zur Zeit der erstmaligen urkundlichen Erwähnung die
Hölzer der Bauten noch nicht einmal vierkantig beschlagen. Schilli weist darauf
hin, dass diese Zurichtung wohl schon im 9. Jahrhundert bekannt war, aber erst im
12. und 13. Jahrhundert allgemein üblich wurde.
Entwicklungen im Mittelalter
Erst lange nach der Ersterwähnung des Dorfes erfolgten die grundlegenden baulichen
Entwicklungen, die im Erscheinungsbild unserer alten Dorfkerne bis heute
eine Rolle spielen8.
So wurden erst in späteren Jahrhunderten die regellosen „Vielhausanlagen" der
Frühzeit allmählich von den heute verbreiteten Winkelhaken- und Dreiseithöfen
abgelöst. Vielleicht erschienen die Streckhöfe, bei denen Wohnhaus und Stallscheune
in einer Achse angeordnet sind, als letzte der geregelten Formen, Der Typ
Streckhof ist in Wintersweiler mehrfach anzutreffen. Im Feuerversicherungskataster
von 18439, also vor allen modernen Veränderungen, sind 14 Anwesen als
Streckhöfe zu identifizieren. Dazu kamen noch sieben quer geteilte Einhäuser, bei
denen Wohnteil, Scheune und Stall unter einem Dach vereinigt sind. Bei den üb-
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