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senes, zweizoniges Vierraumhaus mit Stube und Kammer, Küche und Flur und
schuf damit die Grundrissanordnung des sog. „Küchenflurhauses" (Schilli), die
heute noch bei Häusern unseres Dorfes in verschiedenen Varianten zu sehen ist.
(Grundrissbeispiele S. 64 im Abschnitt „Zwei Häuser aus der Zeit vor dem Dreißigjährigen
Krieg".)
Die auch bei den Bauernhäusern unseres Dorfes übliche Dachkonstruktion, bei
der jeweils zwei Sparren und ein Dachbalken ein festgefügtes Dreieck, einen Binder
, bilden, wobei die Sparren durch stehende oder liegende Stühle gestützt werden
, sind eine relativ späte Errungenschaft. Zur Zeit der ersten Erwähnung unseres
Dorfes hatten die mit Stroh gedeckten Häuser noch hohe Firstsäulen, welche die
Firstpfette trugen, die wiederum Auflager war für die Rafen, die unten auf die
Hauswände lehnten.
Die fortgeschrittenste Dachkonstruktion mit den sogenannten liegenden Stühlen,
welche den Dachraum freihalten, erschien bei uns im Südwesten schon gegen
Ende des Mittelalters.
Allgemein kann man feststellen12, dass sich im späten 15. Jahrhundert die technischen
Errungenschaften durchgesetzt hatten, die dann bis weit ins 19. Jahrhundert
hinein für das Bauen auf dem Lande bestimmend blieben. So war in jener Zeit
auch die Verzapfung als Verbindung der Fachwerkteile bereits bekannt. Auch
sorgte man schon damals für einen ausreichenden traufseitigen Dachüberstand
durch die Anbringung von sog. Aufschiebungen auf den unteren Enden der Sparren
. Sie bedingen den die Dachlandschaft unserer Dörfer angenehm belebenden
Knick in der Dachfläche der alten Bauernhäuser.
Zwei Häuser aus der Zeit vor dem Dreißigjährigen Krieg
Es gibt in unseren Markgräfler Dörfern heute noch eine gar nicht so geringe Zahl
von Häusern, die - zumindest im Kern - schon vor dem Dreißigjährigen Krieg, zumeist
in den letzten Jahrzehnten vor oder wenige Jahre nach 1600 entstanden sind.
Jüngere Baudaten an den Hauseingängen, die sehr oft erst bei Umbauten, Erneuerungen
oder Besitzerwechsel angebracht wurden, verleiten dazu, diese Tatsache zu
übersehen. Es leuchtet ein, dass gerade bei Steinbauten, die etwa einen Brand einigermaßen
überstanden hatten, möglichst viel alte Bausubstanz wiederverwendet
wurde.
Zwei dieser alten Häuser sollen hier näher betrachtet werden: das Haus Gempp,
Hintere Dorfstraße 1 (lt. den 1843 angelegten Brandversicherungsakten13 aus dem
Jahre 1613, dagegen über der Haustüre neu angebracht „1572"), und das Haus
Reinauer, Bläserhof 6 („1596" über der Haustüre).
Unser Land am Oberrhein erlebte nach den Wirren der Reformationszeit und
dem Bauernkrieg bis zum Dreißigjährigen Krieg eine seltene Blütezeit. Bauten, die
aus jenen Jahren auf uns gekommen sind, gehören zum Qualitätsvollsten, was in
unseren Dörfern gebaut wurde. Abgesehen davon, dass viele dieser Häuser, deren
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