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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
71.2009, Heft 2.2009
Seite: 77
(PDF, 29 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2009-02/0079
mit barocken Stilmerkmalen und heiter-festlicher Rokoko-Innenausstattung gebaut
. Aber hier in Wintersweiler, im evangelischen Markgräflerland, wo man sich
beim Kirchenbau nie mit barockem Überschwang anfreunden konnte, wie etwa die
Kirchenbauten jener Zeit in Steinen, Schallbach und Maulburg zeigen, kann man
nur etwas Schlichtes, das sich auch mit dem Zwang zur Sparsamkeit gut vertrug,
erwarten.

Immerhin behielt man in Wintersweiler, wie auch in den fast gleichzeitig entstandenen
Gotteshäusern von Gersbach (1765) und Hauingen (1767), noch den altvertrauten
Dreiseitchor bei (anders als in Maulburg, wo man schon 1753 einfach einen
rechteckigen Saalbau errichtet hatte). Solche Chöre schließen ohne eigenes Chorjoch
unmittelbar ans Schiff an, sind eigentlich nur eine Apsis und unterscheiden sich so
von den spätmittelalterlichen 5/8-Chören. Der Chor, über Jahrhunderte hinweg unverzichtbarer
Bestandteil eines christlichen Sakralbaues, war bei einem protestantischen
Gotteshaus ja nicht zwingend notwendig. So gab man ihn bei den nach Wintersweiler
im letzten Viertel des Jahrhunderts im Markgräflerland gebauten Kirchen
folgerichtig (und kostensenkend) auf. Die Gotteshäuser von Wies (1777), Hasel,
Hertingen und Kaltenbach sind nur noch einfache rechteckige Saalbauten.

So schlicht die Außenerscheinung unserer Wintersweiler Kirche ist, so besitzt
sie doch, von der Wittlinger Kirche abgesehen, eine anspruchsvollere Fassadengestaltung
als die anderen evangelischen Dorfkirchen des 18. Jahrhunderts im Markgräflerland
. In Wintersweiler wirken die Wandflächen außen gewissermaßen dünn
zweischichtig. Breite Lisenen, ein Sockelband und ein entsprechendes schmales
Band unter der Traufe, alles heute weiß hervorgehoben, rahmen die leicht eingetieften
Wandflächen um die Fenster. Ähnliches gab es schon bei der Schallbacher
Kirche von 1743. Aber in Winters weiler kommen weitere Feinheiten dazu. In der
Brüstungszone der unteren, quadratischen Fenster fügen sich flache Putzspiegel in
diese Zweischichtigkeit ein. Auf die bei uns beliebten Eckquader als Bauschmuck
wurde verzichtet. Statt dessen betonen mit einer Putzrustika versehene geknickte
Lisenen den Choransatz und Ecklisenen die Kanten im Westen. Die oberen, mit
Segmentbögen geschlossenen Fenster zeigen die in der Barockzeit beliebten „Ohren
", wobei diese hier (wie in Gersbach) ungewöhnlich lang heruntergezogen sind.
Bei allen nachfolgenden Markgräfler Kirchen der zweiten Jahrhunderthälfte verzichtete
man nicht nur auf eine entsprechende plastische Putzgliederung, sondern
griff als Kantenschmuck auch wieder auf die altertümlichen Eckquader zurück.

Verfolgt man die Entwicklung in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, so ist
die zunehmende Nüchternheit nicht zu übersehen. Wintersweiler ist von diesem
Trend noch nicht berührt. Die Kirchenschiffe der oben genannten, nach Wintersweiler
gebauten Kirchen wirken von außen so profan, dass man sie - gäbe es keinen
Kirchturm - für überdimensionierte zweistöckige Wohnbauten halten könnte.

Mit verantwortlich für diesen Eindruck ist eine in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts
bei den Markgräfler Kirchen neue Fensteranordnung, die auch schon die
Kirche von Winters weiler aufweist. Das bei uns in der Barockzeit übliche hohe,
mit Rund- oder Korbbogen geschlossene Fenster wurde jetzt durch zwei überein-

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