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Balken an ihrer Basis. Zwischen ihnen stützen sich Sparren und Aufschieblinge
nur auf kurze Stichbalken, die in einen traufeparallelen Balken - wenige Dezimeter
hinter der Umfassungsmauer - eingezapft sind.
Der Dorfgrundriss
Dass Dörfer sich aus einzelnen Siedlungskernen (Gehöften, Hofgruppen) entwickelt
haben, kann man bei der Betrachtung eines Dorfes zum Teil noch heute feststellen
oder erahnen. Man kann davon ausgehen, dass in Wintersweiler der einst
zwischen Kirche und Allmende gelegene Bläserhof einen solchen alten Kern darstellt
. Die häufige, auch in Wintersweiler gegebene Aufteilung unserer Dörfer in
„Ober-", „Hinter-" „Niederdorf' usw. kann an diese alten Kerne erinnern. In Wintersweiler
fällt die zunächst nicht einleuchtende Bezeichnung „Mitteldorf' für den
höher als das Oberdorf gelegenen Ortsteil auf. Man muss wohl davon ausgehen,
dass es zunächst nur die übliche Zweiteilung Ober- und Niederdorf gab und ein
„Mitteldorf erst später hangaufwärts wuchs.
In Wintersweiler liegt die Kirche „im Dorf4, was keinesfalls selbstverständlich
ist. Sehr oft befinden sich unsere Dorfkirchen mit ihrem Gottesacker am Rand des
alten Dorfkernes, mit Vorliebe in etwas erhöhter Position. Die ersten Kirchen entstanden
einst bei einer der Hofgruppen. Und als diese dann zum Haufendorf zusammenwuchsen
, geriet die Kirche oft in Randlage. In Wintersweiler bekam die
offensichtlich im Bereich des Bläserhof-Areals, also am Rand des Oberdorfkernes
entstandene Kirche bei der späteren Entwicklung der Siedlung dagegen eine einigermaßen
zentrale Position. Natürlich war die Kirche bis ins 19. Jahrhundert hinein
vom Gottesacker umgeben. Der heutige Friedhof wurde dann an der heutigen
Stelle auf Allmendboden nördlich des Dorfes angelegt.
Für die Entwicklung unserer Dörfer war die Erbsitte der Realteilung von besonders
ortsbildprägender Bedeutung. Sie war verantwortlich dafür, dass draußen in
der Flur von Generation zu Generation die Parzellen immer kleiner und die Gemengelage
immer verwirrender wurden und es im Dorf selbst immer wieder zu
neuen baulichen Anpassungen und Aufteilungen kam, also zu einer immer stärkeren
Verdichtung des Baubestandes, und nicht selten auch zu komplizierten Gebäudeteilungen
.
Von den drei Hofstätten, die das Kloster Wettingen im Dorf besaß, war laut Be-
rain von 1589 die erste aufgeteilt zwischen Hans Schopferer und alt Wendel En-
derlin, die zweite unter jung Wendel Enderlin und Jacob Reiter; nur die dritte hatte
lediglich einen Besitzer, Bastian Enderlin. Ein Beispiel aus dem 19. Jahrhundert
zeigt, welche Folgen Besitzteilungen haben konnten: 1869 erwarb Johannes Lang
einen Teil des Hauses Nr. 58 (heute Haus Reinauer), eines zweistöckigen Wohnhauses
mit Scheuer, Stall, Schopf, Trotte und Garten. Das Anwesen teilte er mit
Friedlin Eckenstein. Dem Käufer gehörte nun der halbe Garten, der zweite Stock
des Wohnhauses, die Hälfte der Bühne und des Schopfs sowie der vordere Teil des
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