http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2009-02/0099
Frühe Anfänge des Schulwesens in Baden
Der Begriff der „Volksbildung" ist unmittelbar auf Martin Luther (1483 - 1546)
zurückzuführen. Die Schulen des Mittelalters waren keine Vb/fechulen, sondern
Klosterschulen für die Adeligen und die reichsten bürgerlichen Kreise. Es gab
auch wenige Ausnahmen, wenn herumziehende Handwerker etwas Lesen und
Schreiben gelernt hatten und dieses Wissen und Können kleinen Büblein (nicht
Mädchen!) beibringen wollten.
Auch hier kann man auf die Schulerlebnisse des kleinen Martin Luther zurückgreifen
, wenn er selbst später erzählt, dass die „Schulen rechte Kerker und die
Lehrer Tyrannen und Stockmeister waren". Die Lehrer selbst „hätten nichts gekonnt
und nichts Guts und Rechts lehren mögen!"
Was wurde in diesen Schulen gelernt? Lesen, Schreiben, das Vaterunser und die
Zehn Gebote; erklärt wurde aber nichts.
Durch diese negativen Erfahrungen wollte Luther Veränderungen, spätere Generationen
sollten es besser haben...
Nach der Reformation (Mitte des 16. Jahrhunderts) gab es die ersten Schritte in
Richtung Volksbildung: Die Schulverhältnisse wurden vom Landesherrn geordnet.
Ein Großherzogtum gab es damals noch nicht, also war damit die Markgrafschaft
Baden-Durlach (obere Markgrafschaft, etwa das heutige Markgräflerland umfassend
) gemeint.
Mappach und Wintersweiler gehörten zur Diözese Sausenberg. In einer Kirchenvisitation
wurde nach den Schulverhältnissen in den Dörfern gefragt: „Besteht die
Möglichkeit, eine Dorfschule zu errichten?" Die Visitationsprotokolle von 1558
sind noch vorhanden! Es wurden u. a. folgende Fragen gestellt:
Gibt es in Ihrem Ort ein Schulhaus (oder einen Unterrichtsraum)?
Kommt der Pfarrer seiner Aufsichtspflicht nach?
Wie hält es der Schulmeister mit Leben und Lehre?
Ergebnis dieser Umfrage: Etwas wie eme Schule hatten im Markgräflerland gerade
vier Gemeinden (Lörrach, Kandern, Rötteln und Binzen). In den anderen Orten liest
man immer wieder im Protokoll: „Haben keine Schule". Es werden auch Gemeinden
ohne Schulhaus, aber mit Unterricht erwähnt (Blansingen, Kleinkems und Efringen).
Hier wird die „Stube" des Schulmeisters der Unterrichtsraum gewesen sein.
Die Einnahme des Schulgeldes von einzelnen Knaben macht deutlich, dass es sich
um Knabenschulen gehandelt hat, also dass es keine Mädchenschulen waren. Ob
nicht doch das eine oder andere begabte Mädchen am Unterricht teilnehmen durfte?
Hundert Jahre nach der Visitation dürfen wir keine großen Fortschritte erwarten.
Im 30-jährigen Krieg (1618 - 48) hatten die Bewohner des Markgräflerlandes andere
Probleme: In einigen Ortschaften war die Schuljugend nahezu ausgestorben!
Auch die Kriege des „Sonnenkönigs" (Ludwig XIV. von Frankreich) waren eine
große Belastung. 1678 wurde Rötteln von den Franzosen zerstört, auch die vorhan-
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