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vorgelagert sein. In Grenzach nördlich des Emilienbad-Areals ist z. B. eine größere
Sackungsmasse von Oberem Muschelkalk auf den Mergeln des Mittleren Muschelkalks
abgeglitten, die bei starker Durchnässung eine gute Gleitunterlage bilden.
Etwas weiter östlich heißt der Hang über Wyhlen bezeichnenderweise Schlipf halde.
Wieder etwas weiter, östlich des Markhofs, lagern große Rutschmassen am Fuß des
Dinkelbergs. Und von Herten wird berichtet, dass 1873 ein Hangrutsch mehrere
Häuser beschädigte. Auch andernorts sind Massen von Oberem Muschelkalk auf
dem darunter lagernden Mittleren Muschelkalk abgeglitten. Auf Blatt Wehr der
Geologischen Karte sind die Abrisskanten der Hangrutschungen über dem untersten
Wehratal eingezeichnet. Mit Hangrutschungsf ormen verwechseln könnte man größere
oder kleinere Einbuchtungen in den Hängen, unregelmäßig geformte Nischen mit
steiler Rückwand. Hier handelt es sich aber oft um ehemalige, jetzt von Bodendecke
und Vegetation verhüllte Steinbrüche, bei denen meist noch die überwachsenen
Abraumhalden erkennbar sind.
Die Hänge (nur teilweise die Plateauflächen) des Oberen Muschelkalks sind großenteils
mit Wald bedeckt. Aus Gründen, auf die wir im nächsten Abschnitt (Karsterscheinungen
) eingehen werden, sind die Landschaften des Oberen Muschelkalks arm
an Bächen und anderen Gewässern, oder diese fehlen sogar ganz. Wenn im östlichen
Dinkelberg zwischen Wiechs, Schwörstadt, Wehr und Kürnberg nicht, wie normalerweise
zu erwarten, etwa drei bis vier Dörfer oder Weiler erscheinen, sondern nur ein
einziges Dorf, nämlich Dossenbach mit seinem Hinterdorf, so ist das ausschließlich
durch die Wasserarmut der Muschelkalkoberfläche bedingt.
Karsterscheinungen im Oberen Muschelkalk
Die für die Dinkelberglandschaft über weite Strecken hin charakteristischen Karsterscheinungen
sind Phänomene, die sich aus der Löslichkeit von Kalkstein, Gips
und Steinsalz ergeben.
Die spröden Bänke und Platten des Oberen Muschelkalks sind von unzähligen
Rissen und Klüften durchzogen. Das Wasser der Niederschläge kann durch sie und
auf Schichtfugen leicht versinken und seinen Weg in die Tiefe finden, bis es auf den
tonigen Schichten des Mittleren verschiedentlich auch erst des Unteren Muschelkalks
gestaut wird und schließlich in Quellen seinen Weg ins Freie findet. Das sich so im
Oberen Muschelkalk bewegende (kohlesäurehaltige) Wasser löst dabei Kalkstein
auf (Korrosion), sodass sich die Gesteinsrisse und -fugen ständig vergrößern. Die
im Untergrund stattfindende Lösung von Kalk und dessen Abtransport wird als
Subrosion bezeichnet. Es entstehen zunächst enge, sich allmählich vergrößernde
unterirdische Hohlräume, die sich schließlich sogar zu geräumigen Höhlen erweitern
können. Intensiv ist die Auslaugung natürlich bei den leicht löslichen Gips- und
Salzvorkommen des Mittleren Muschelkalks, Stürzt eine Höhle ein, entsteht an der
Oberfläche oft eine mehr oder weniger runde, trichterförmige Hohlform, eine Döline,
genauer eine Einsturzdoline - im Gegensatz zu entsprechenden Hohlfornien im Ge-
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