http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2010-01/0035
also der Gesteine, die - wie wir gesehen haben - am Dinkelberg nur stellenweise
als Sockel zum Vorschein kommen, nördlich der Wiese aber klassische Tafelberge
bilden, die um Schlächtenhaus und Weitenau durch eine in weiche Rotliegendtone
eingetiefte Mulde vom Grundgebirgsschwarzwald getrennt sind. Geologisch könnte
man das kleine Stück Dinkelberg zwischen Fahrnau, Raitbach und Sattelhof noch zum
Weitenauer Bergland zählen, da auch hier die genannten Gesteine den Untergrund
bilden. Die Buntsandsteinlandschaft ist im Gegensatz zum Dinkelberg siedlungsfeindlich
und deshalb nicht gerodet.
Im Süden des Dinkelbergs folgt, jenseits des Rheintales, der Tafeljura. Da auch
hier Muschelkalk in nennenswertem Umfang erscheint, könnte man in ihm einfach
eine südliche Fortsetzung des Dinkelbergs sehen, zumal die schmalen Keilgräben
auch ihn charakterisieren. Dem widerspricht allerdings die Tatsache, dass der größte
Teil des Tafeljuras aus Schichten aufgebaut ist, die jünger sind als der Muschelkalk,
nämlich aus Keuper und vor allem Jura, von dem auf dem Dinkelberg ja nur spärliche
Relikte erhalten sind.
Wir sehen: Nördlich der Wiese treffen wir ältere, südlich des Hochrheins jüngere
Sedimente als die des Dinkelbergs an. Zur Erklärung muss zweierlei berücksichtigt
werden. Erstens steigen die Schichten vom Tafeljura über den Dinkelberg bis zum
Weitenauer Bergland generell an, was offensichtlich mit der Hebung des Schwarzwaldes
bzw. der Absenkung des Rheingrabens in der Tertiärzeit zusammenhängt. Von
der Hohen Flum aus lässt sich sowohl das sachte Ansteigen der Buntsandsteintafeln
von Entegast, Scheinberg und Munzenberg zum Schwarzwald hin als auch das
entsprechende Südfallen der Dinkelbergscholle gut überblicken. Nun gilt zweitens:
Je höher ein Gebiet aufsteigt, desto stärker wird es von den Kräften der Abtragung
angegriffen. Diese Kräfte haben dementsprechend nördlich der Wiese bereits alle
Schichten (Jura, Keuper, Muschelkalk) bis auf den Buntsandstein abgetragen und
sogar das Rotliegende freigelegt. Nur zwei kleine Muschelkalkreste sind beim
Rechberg (über Hauingen) und bei Hägelberg übrig geblieben. Im Dinkelberg aber
wurden Keuper und Muschelkalk verschont und südlich des Rheins dann noch jüngere
Gesteine, nämlich eine mehrere hundert Meter mächtige Jura-Decke.
Das allgemeine Südfallen des Dinkelbergs lässt sich auch aus der Verteilung
der Keuperauflagen (außerhalb der Keilgräben) erschließen. Sowohl im westlichen
als auch im östlichen Horst findet man Keuper nur nahe dem Südrand, also dort wo
die Muschelkalkscholle des Dinkelbergs bereits deutlich tiefer lagert als am Nordrand
. In der geschützten Tieflage des Zentralen Grabens ist der Unterkeuper zwar
bis weit zum Nordrand hin verbreitet, aber der Mittelkeuper konnte sich auch hier
fast nur im tiefer lagernden Südteil erhalten. Das Gebiet um die Mezelhöhe (Waidhof
- Ottwangen) macht eine Ausnahme, es ist offensichtlich stärker abgesenkt als
seine Umgebung im Graben. Das allgemeine Südfallen hat auch Einfluss auf die
Entwässerung. Die vier größeren Talläufe Hagenbach, Waidbach, Minseiner Bach,
Dossenbach entwässern konsequenterweise nach Süden, zum Rhein. Die Wasserscheide
Mezelhöhe - Adelhausen - Windelberg - Hohe Flum ist deutlich näher dem
Nord- als dem Südrand.
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