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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
72.2010, Heft 1.2010
Seite: 49
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2010-01/0051
Diesen geologisch bedingten Gegensatz erlebt man auch im Kapellental. Da
zieht vom östlichen Dorfende her ein für Karstgebiete typisches Trockental unmittelbar
östlich an der Kapelle vorbei. 130 m westlich der Kapelle dagegen - der
oben genannten Verwerfung ist es zu verdanken - haben wir ein in Keupertone
sanft eingemuldetes Tal mit einem deutlich eingekerbten Bachlauf, der unweit der
Kapelle zu einem Fischweiher aufgestaut ist. Solche v-förmig eingeschnittenen
Tälchen wie der Hunzelgraben sind bezeichnend für das Keupergebiet. Um die
nahe Quelle (Flurname „Im Weier") des Baches hat sich sogar ein schönes Feuchtbiotop
erhalten. Der alte Zugbrunnen wurde hier liebevoll rekonstruiert. Kurz unterhalb
des Fischweihers quert der Bachlauf die Verwerfung, gerät also auf den
Muschelkalkuntergrund und wird so unverzüglich Opfer einer Karsterscheinung:
Er verschwindet nämlich einfach im rissig-klüftigen Muschelkalkuntergrund durch
ein Schluckloch in unmittelbarer Nähe großer Trichterdolinen.

Die alten Flurnamen beiderseits der Verwerfung zeigen, dass die Bauern schon
in alten Zeiten auf die Unterschiedlichkeit des Untergrundes reagierten. Auf der
Muschelkalkseite war Ackerland: Da heißen die Gewanne Sodacker, oberer und
unterer Kirchacker, Bergacker. Die Keupertone aber legten die Nutzung durch
Dauergrünland nahe. Darauf deuten die Flurbezeichnungen Schaafmatt, Kirchmatt,
Neben den Matten hin. Die Breitmatt allerdings liegt wohl noch auf verlehmtem
Muschelkalkuntergrund. Auch das Gewann Letten am oberen Ende des Trockentales
wurde einst für das dringend benötigte Grünland reserviert. Die heutige
Bodennutzung, bei der das Grünland auf Kosten von Ackerland stark ausgedehnt
wurde, lässt die ursprüngliche Anpassung an den Untergrund nicht mehr richtig
erkennen.

Die harten, standfesten Bänke und Platten des Muschelkalkes bilden häufig relativ
steile Hänge, wie wir z. B. an der Randbegrenzung des Dinkelbergs ringsum
beobachten können. Dies ist nun bei der nordöstlich das Kapellental begrenzenden
Halde (Gewanne Bergäcker und Maigrube) offensichtlich nicht der Fall. Hier haben
eiszeitliche Klimaverhältnisse eine wichtige Rolle gespielt. An diesem sonnenexponierten
Hang waren in den Kaltzeiten immer wieder obere Bodenschichten
über dauerhaft gefrorenem Untergrund der Frostsprengung (beim jahreszeitlichen
Auftauen) in besonderem Maße ausgeliefert, so dass hier Verwitterung und Abtragung
verstärkt wirksam werden konnten, was schließlich zu einer flachen Hangneigung
führte. Das Verwitterungsprodukt Lehm verhüllt in einer mächtigen Decke
vor allem den Unterhang, was beim Bau der Erdgasleitung gut zu beobachten war.

Das am Fuß dieses Hanges entlangziehende Trockental muss früher einmal
durch ein Fließgewässer geschaffen worden sein. Das war nur möglich, als im
Eiszeitalter Dauerfrostboden ein Versinken des Baches in den Untergrund verhinderte
. Unmittelbar unterhalb der Kapelle ist eine kleine Einmuldung am Rande des
Trockentales, der Ansatz zu einer Dolinenbilduhg, zu sehen.

Die Kapelle steht noch auf den zum östlichen Plateau gehörenden Muschelkalk-

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bänken, die allerdings von einer Lehmdecke überlagert sind, die (mindestens)
mächtig genug ist, dass man im umgebenden Friedhof Gräber ausheben kann,

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