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war. Die Kapelle lag dabei nahe der südöstlichen Spitze dieses aus der zelglich gebundenen
Dreifelderwirtschaft herausgenommenen Areals und war durch die Umzäunung
gewissermaßen in den Ortsetter einbezogen.
Die Mauritiuskapelle
Seit wann hier eine Kapelle steht, lässt sich derzeit nicht sagen. Das Lörracher
Museum am Burghof besitzt eine einst den Giebel der Kapelle schmückende geschnitzte
Reliquienbüste, die ins späte 13. Jahrhundert datiert wurde7. Da man
weder weiß, wann diese Skulptur ihren Platz an der Kirche gefunden hat, noch
klar ist, wie alt die Kirche zu diesem Zeitpunkt war, kann man hier keine zuverlässigen
Rückschlüsse ziehen. Erwähnt wird eine Kapelle in Nordschwaben 1307, der
Patron St. Mauritius 1392. Und 1492 wird das Kirchlein als eine von Höllstein aus
versehene Filialkapelle bezeichnet. Erst nach Einführung der Reformation in der
Markgrafschaft wurde Nordschwaben von Minsein aus betreut.
Da die Wandmalereien im Chor ins späte 15. Jahrhundert datiert werden, kann
man davon ausgehen, dass damals der jetzige Chor schon bestanden hat, möglicherweise
, aber nicht unbedingt, als Neubau. Am Schiff findet sich ein Grundstein
mit der Jahreszahl 1733, was auf eine Neu- bzw. Umbautätigkeit in der Barockzeit
hinweist. Für den Neubau des Turmes gibt es eine Rechnung aus dem Jahre 1733.
Ob damals noch altes Mauerwerk übernommen wurde, ist nicht klar. Die beiden
unteren Geschosse sehen durchaus noch mittelalterlich aus, können aber auch erst
1733 neu errichtet worden sein. Alte Westturmkirchen haben allerdings in der Regel
den Eingang auf der Westseite des Turmes (wie z. B. Blansingen, Wintersweiler
, Grenzach). Die Stichbogenöffnungen im Glockengeschoss gehören ganz eindeutig
ins 18. Jahrhundert. Bis zum Neubau des Turmes besaß, wie Pfarrer Kien-
berger berichtet8, die Kapelle einen hölzernen Dachreiter für die Glocke. Auf
einem Sandstein an der Südwand hat sich 1733 ein ziemlich analphabetischer
Steinmetz abgemüht. Man entziffert: „doß Hous steht (?) in Götz Hand (Hut?) / S
Mauritzius Antonituß / Maertz (?) S Andreaß T.M.K. 17 / 33."
Damit wird noch einmal die Bautätigkeit in der Spätbarockzeit dokumentiert.
In die Spätgotik gehören sicher die 1940 aufgedeckten und restaurierten Wandmalereien
im Chor. Wie üblich bei unseren mittelalterlichen Kirchen versammeln
sich dort feierlich an den Wänden die 12 Apostel mit Spruchbändern, auf denen
einst die Sätze des Glaubensbekenntnisses, auf die einzelnen Männer verteilt, zu
lesen waren. (Im Faltblatt ist die Rede von 14 Nothelfern, wobei die fehlenden
zwei hinter dem Altar zu suchen wären. Dagegen sprechen allerdings die Credo-
Schriftbänder.) Außerdem hat der Maler im Chor eine Kreuzigungsszene untergebracht
, die sonst in der Regel im Kirchenschiff ihren Platz hat. Die Gemälde sind
keine Fresken im strengen Wortsinne, sondern auf den trockenen Putz (al secco,
nicht al fresco) aufgetragen worden. Die heutige, uns so überzeugend altertümlich
anmutende dezente Farbigkeit entspricht sicher nicht dem Urzustand. Bei ihrer
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