http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2010-01/0055
Der Besitz der Urklöster am Dinkelberg1
Otto Feger
Die ersten urkundlichen Erwähnungen über unsere engere Heimat stammen aus
dem 8. Jahrhundert, und zwar aus den Urkunden und Traditionsbüchern der sog.
Urklöster der ältesten großen Benediktinerklöster. Für das Gebiet des Dinkelbergs
und die angrenzenden Täler des Rheins, der Wiese und der Wehra besitzen wir Urkunden
von St. Gallen, Lorch, Murbach (Eis.) und merkwürdigerweise von St. Denis
. Zu den Urklöstern gehört ferner Säckingen, das älteste Kloster im alemannischen
Land, dessen Urkunden jedoch durch den großen Brand von 1272 vernichtet
wurden. In den Traditionsurkunden der genannten Klöster findet ein Großteil
der Dörfer unserer Heimat seine erstmalige Erwähnung. Außerhalb dieser Klosterurkunden
beginnen schriftliche Berichte erst im 13. Jahrhundert, also ein halbes
Jahrtausend später.
In den Klosterurkunden besitzen wir also ein vollkommen unersetzliches Material
über die Verfassungs- und Agrargeschichte unserer Frühzeit.
Am ergiebigsten ist der Urkundenschatz von St. Gallen, aus der Zeit von 750 bis
890. Eine reiche Kette von Besitzungen werden genannt: im Rheintal Herten, Nollingen
, Warmbach; auf dem Dinkelberg Minsein, Wiechs, Eichen, Bettingen und
das ehemalige Dorf Hagenbach; im Wiesental Weil, Rötteln, Tumringen, Schopfheim
; im Vorland der Wiesemündung Wenken, Haltingen und das heute verschwundene
Hiltlingen; auf dem Gebiet des späteren Fricktals Magden und Gör-
belhof, endlich die unbestimmbaren Orte Anghoma und Adaghiliniswillare, vielleicht
Adelhausen oder Wyhlen, wahrscheinlicher eine heutige Wüstung.
Der St. Galler Besitz zieht sich somit durch die fruchtbare Ebene des Rheintals
westlich Rheinfelden hinüber zum Wiesental und wird im Rheinknie besonders
häufig; weitere, wenn auch nicht so zahlreiche Besitzungen ziehen durch die
Markgrafschaft hinunter bis etwa gegen Mappach, und dann, sehr lückenhaft, bis
an den Tuniberg und Schönberg, wo sie wieder besonders zahlreich sind.
Nun ist aber St. Gallen nicht das älteste und ursprünglich bedeutendste Kloster
der Gegend; älter als St. Gallen ist Säckingen, das schon aus seiner merowin-
gischen Stiftung, dann aber durch seine engen Beziehungen zu den Karolingern
bedeutende Schenkungen erhielt; nach einer Urkunde von 870 waren die Schwestern
Berta und Richardis, die Gemahlin des Königs Karl des Dicken, Äbtissinnen
von Säckingen. Der Frühbesitz von Säckingen, über den wir durch den Verlust der
Urkunden leider nichts Genaues wissen, muss enorm gewesen sein. Über seinen
Umfang sind wir auf, wenn auch nicht unbegründete, Vermutungen angewiesen.
Die ersten Gesamtdarstellungen des Säckinger Besitzes stammen aus 1463; auf
Grund von Urkunden können wir ihn bis etwa 1300 zurückverfolgen. Um diese
Zeit lässt er sich in zwei Gruppen gliedern: auf den südöstlichen Dinkelberg mit
dem anschließenden Rhein- und Wehratal, nämlich in Wallbach, Öflingen, Wehr
53
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2010-01/0055