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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
72.2010, Heft 1.2010
Seite: 56
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  (z. B.: IV, 145, xii)



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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2010-01/0058
und Wasserrechten". 807 schenkt Emthrud alle ihre Güter in Wiechs, ausgenommen
2 Jurnalen Land in Ansoldivilare (ausgegangener Ort). In Einzelfällen werden
auch Leibeigene geschenkt, und etliche Male betrifft die Schenkung eine Kirche
oder einen Teil davon.

Das Motiv dieser Schenkungen wird wohl in den meisten Fällen ein vorwiegend
religiöses gewesen sein, „zum Heil meiner Seele und mit Rücksicht auf eine ewige
Belohnung", wie es häufig heißt. Dass daneben noch andere Gesichtspunkte eine
Rolle gespielt haben, besonders beim Adel, darf nicht als ausgeschlossen betrachtet
werden. Die Freundschaft einer mächtigen Abtei und dadurch die Erlangung
guter Beziehungen etwa zur königlichen Familie oder zu einem der einflussreichen
Mitglieder der königlichen Kanzlei oder der Hofkapelle hat bestimmt bei mancher
Schenkung mitgesprochen, wenn dies auch aus den Urkunden nicht hervorgeht.

Häufig waren die Schenkungen an eine Bedingung geknüpft, durch die sie stark
eingeschränkt oder fast aufgehoben wurden. Durch die Schenkung des Cauzpert
von 754 erhält St. Gallen einen großen Besitz in mehreren Dörfern, überlässt ihn
aber dem Schenker gegen eine jährliche Zahlung der geringen Summe eines soli-
dus, eines Schillings. Einen weiteren Anteil an diesem Besitz erhält St. Gallen erst,
wenn Cauzpert ohne Söhne stirbt.

Über die Organisation und Verwaltung dieses reichen Besitzes sagen die alten
Urkunden nichts, und auch die dürftigen Klosterchroniken jener Zeit sind hierüber
schweigsam. Es besteht keine Veranlassung zu der Annahme, dass es in unserem
Gebiet anders war als in den übrigen Teilen des karolingischen Reiches und dass
somit die Wirtschaftsgrundsätze denen des bekannten capitulare de villis, jener
Wirtschaftsordnung der königlichen Güter von 794, ungefähr entsprachen.

Mit dem Jahr 900 hören alle Nachrichten über den Klosterbesitz am Hochrhein
auf; für zwei Jahrhunderte schweigen die Urkunden völlig, und erst unter den
Staufern beginnen die örtlichen Quellen wieder zu fließen. Diese zwei Jahrhunderte
hat nur der Säckinger Besitz einigermaßen überstanden; Säckingen ist das
einzige der Urklöster, das im Dinkelberggebiet etwa um 1200 noch nennenswerten
Besitz hat. Von dem so reichen St. Galler Besitz ist nur noch das Dorf Warmbach
geblieben, und das war durch Lehen derart in fremde Hände geraten, dass die Zustimmung
des Abtes von St. Gallen nur noch als Formalität erschien, als die Feudalherren
von Eschbach 1304 das Dorf an die Johanniter verschenkten.

Der übrige St. Galler Besitz ist im Süden an die Herrschaft Rheinfelden, im Norden
an die Herrschaft Rötteln gefallen. Dieses völlige Verschwinden des St. Galler
Besitzes ist vielleicht auf die schweren Auseinandersetzungen unter Heinrich IV
zurückzuführen, wo das reformfeindliche und königstreue St. Gallen energisch gegen
den Gegenkönig von Rheinfelden und dessen Schwager Herzog Berthold I.
von Zähringen Stellung bezog. Bei den schweren Verwüstungen und Schädigungen
, die sich die Gegner im Verlauf dieses Kampfes zufügten, dürften wohl die
im Breisgau gelegenen Besitzungen des Klosters verloren gegangen sein, während
das politisch bedeutungslose Damenstift Säckingen verschont blieb. Eine Urkunde
aus der beginnenden Neuzeit lässt vermuten, dass die Herren von Rötteln einen er-

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