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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
72.2010, Heft 1.2010
Seite: 86
(PDF, 30 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2010-01/0088
In Nollingen verließ Matthias Krebs im Jahre 1869 Frau und drei Kinder im Alter
von sechs, fünf und einem Jahr und verschwand nach Amerika. Dort heiratete
er zum zweiten Mal und wurde in seiner Heimat wegen Doppelehe angeklagt, was
ihn - falls er es überhaupt erfuhr - nicht weiter gestört haben dürfte.

Zwei Jahrzehnte zuvor war Landwirt Karl Roniger - ebenfalls unter Zurücklassung
seiner fünfköpfigen Familie - aus Nollingen nach New Orleans verschwunden.
Es scheint aber so, als ob er fünf Jahre später zurückkehrte und seine Familie nachholte
.

Jedenfalls ist 1854 die Auswanderung eines gleichnamigen Landwirts mit Familie
in den Akten vermerkt.

Ein Aspekt der Auswanderung ist noch erwähnenswert: Sie war der einzige akzeptable
Ausweg aus einer unglücklichen Ehe, denn eine Scheidung war gesetzlich
erst seit 1871 möglich, das Schuldprinzip galt sogar noch bis in die 1970er Jahre.
Die heimliche Auswanderung legt die Vermutung nahe, daß der alleingelassene
Partner nicht damit einverstanden war. Bei einer legalen Auswanderung wurde der
zurückbleibende Partner (in der Regel die Frau) vor das Bezirksamt geladen, um
sein Einverständnis einzuholen. Vor diesem Hintergrund ist es zu verstehen, dass
die Nordschwabenerin Elisabetha Wiedmann „gänzlich hiermit einverstanden"
war, dass ihr Mann Josef Wiedmann 1867 fortging und sie mit ihren Kindern (7 Vi
und vier Jahre) zurückließ.

Statistisches

Das Großherzogtum Baden versuchte, die Auswanderer statistisch zu erfassen.
Die Angaben, die ich gefunden habe, werden hier wiedergegeben, wobei ihre
Vollständigkeit und damit ihre Aussagekraft bezweifelt werden darf. Denn von
zahlreichen Oberamtmännern des 19. Jahrhunderts wurde bemängelt, dass Bücher
und Registraturen von den Gemeinden nicht ordentlich oder gar nicht geführt
würden.

In einem Fragebogen aus dem Jahre 1852, den alle Gemeinden auszufüllen hatten
, gibt die Gemeinde Karsau an, dass zwischen 1832 und 1852 54 Personen aus
der Gemeinde ausgewandert seien, davon 23 auf Gemeindekosten. In Herten seien
es 21 Personen gewesen, davon sieben auf Gemeindekosten. Degerfelden berichtete
von 16 Auswanderern, die alle auf eigene Kosten gereist seien, Nollingen von 8,
wovon nur einer auf Gemeindekosten spediert worden sei.

Im Juli 1867 berichtete die „Karlsruher Zeitung", dass Landwirte den größten
Teil der Auswanderer aus Baden ausmachten, gefolgt von Handwerkern und Fabrikarbeitern
(in der Statistik eine Kategorie) und Taglöhnern (G 17/ 1, Nr. 2374).

Weiter werden folgende Zahlen angegeben:

Zwischen 1845 und 1854 wanderten etwa 133 000-134 000 Einwohner des
Großherzogtums in die USA aus; zwischen 1880 und 1911 waren es 112 875.

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