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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
72.2010, Heft 1.2010
Seite: 94
(PDF, 30 MB)
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ersten 20 Jahren hätten die Baumgartners und Bruggers von Eichsei ganz in der
Nähe beieinander gewohnt.67)

Der Waldshuter Martin Berger schrieb 1852, dass es ihm besser gehe als in
Deutschland: „ich Esse mehr Gutes in einer Woche wie in Deutschland in ein
Jahr." Doch müsse man in Amerika hart arbeiten. Auch bemerkt er die größere
Mobilität, „bald ist man da bald dort wo es jedem am besten gefallt"68).

Die Brüder Hermann und Ernst Nägele aus Herten waren 1884 nach dem Tod
des Vaters und weil „der Mutter die ganze Haushaltung zu beschwerlich falle" zu
einer Tante nach Wisconsin ausgewandert. Sie sind die Einzigen, die als Rückkehrer
in den Akten erscheinen. Auf dem Bürgermeisteramt erklärten sie: „Sie
seien in allen ihren Hoffnungen getäuscht worden & kehrten in Folge dessen am
28 November d. J. (= 1885) nach Hause zurück." Die Brüder baten um Wiederaufnahme
in den badischen Staatsverband, die ihnen auch gewährt wurde. Hermann
Nägele musste schon im Januar 1886 seinen Militärdienst antreten.69

Ein Brief von Friedrich Soder ist erhalten, Sohn des verstorbenen Küfers und
Wirts Hermann Soder aus Karsau, der 1893 zu seinem kinderlosen Onkel nach Texas
reiste. Er schrieb seiner Mutter aus Burlington/ Iowa 1896 einen Brief, in dem
er ihr mitteilte, dass sie ihn nie wiedersehen werde:
„Liebe Mutter!

Ich muß Dir mittheilen, daß es der Wunsch meines Onkels u. auch mein eigener
ist, als Deutscher entlassen zu werden, da ich dauernd in Amerika zu bleiben gedenke
. Sei so gut u. thue die nöthigen Schritte u. schreibe mir dan sofort wieder.
Mit herzlichem Gruß vom Onkel u. mir zeichne

Friedrich Soder"70).

Ein ähnlicher Brief liegt von dem 17-jährigen August Strittmatter vor, der seinen
Vormund bat, seine Entlassung aus dem badischen Staatsverband zu veranlassen, da
er nicht beabsichtige, „dauernd nach Deutschland zurückzukehren". Strittmatter war
1891 nach dem Tod seines Vaters, eines Bandwebers, als 15-Jähriger zu seiner in
Amerika verheirateten Schwester nach Paterson/ New Jersey ausgewandert.71)

Einige Briefe der aus Warmbach ausgewanderten Brüder Eckert sind in Privatbesitz
erhalten.72) Besonders Heinrich Eckert schrieb sehr anschaulich, wie es ihm in
Amerika ergangen war. Ich möchte sein interessantes Leben hier kurz wiedergeben
: Nach einer längeren Odyssee kreuz und quer durch die Staaten landete er
schließlich in Mexiko, wo er heiratete und in den 1920-er Jahren eine Postkarte
mit einem Foto von sich und seiner Frau nach Hause schickte. In seinem ersten
Brief aus dem Jahre 1894 schilderte Eckert, wie er seinen Bruder Fritz in Detroit/
Michigan verließ, was er bedauerte: „Wenn ich mit dem Fritz auskommen könnte,
so würde ich in Allabama 160 Aker kaufen und für uns arbeiten."

Auf der Suche nach Arbeit fuhr er zunächst in Richtung Süden nach Columbus/
Ohio. Dort fand er nichts Passendes und wandte sich wieder nordwestlich nach
Chicago und Milwaukee am Michigan-See. Auch hier hielte es ihn nicht, und er
reiste weiter in den „Northern Staat" Minnesota, wo er zunächst bei einem Metzger
und später in Duluth im Wald Arbeit fand, „aber es wird zu kald und gibt sehr

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