http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2010-01/0106
Zu Beginn des Jahres 1972 machte man sich auch in der Dinkelberggemeinde
Eichsei Gedanken über eine Eingliederung zu Rheinfelden. Wollte man die finanzielle
Förderung nach den bisherigen Richtlinien erhalten, musste spätestens bis
zum 1. April des Jahres die Entscheidung gefallen sein. In der am 26. Februar einberufenen
Bürgerversammlung wurde bei der Abstimmung ein unerwartetes Ergebnis
erzielt: mit 79 zu 18 Gegenstimmen votierten die Eichsler Bürger für eine
Eingemeindung in die Stadt Rheinfelden (Baden). Bürgermeister Amrein und die
Gemeinderäte wollten jedoch nichts überstürzen, sondern so lange wie möglich
selbständig bleiben. Vor dem Abschluss der Kreisreform sollte die Eingemeindung
auf keinen Fall stattfinden, weil die Gemeinde Eichsei beim Landkreis Lörrach
bleiben und nicht noch, wenn auch nur für kurze Zeit, dem Landkreis Säckingen
angehören wollte.
Der finanzielle Vorteil, den ein Zusammenschluss mit Rheinfelden mit sich bringen
würde, ließ auch Gegner schwankend werden. 30 000 Mark jährlich würde die
Gemeinde vorerst erhalten. Zu bedenken war auch, dass bei einer Ablehnung doch,
wenn auch zu einem späteren Zeitpunkt, die Eingemeindung durch gesetzlichen
Zwang erfolgen würde. Um einen endgültigen Entschluss zu fassen, wurde am 26.
März 1972 eine Bürgeranhörung durchgeführt. 338 Eichsler waren bei der Bürgeranhörung
stimmberechtigt. Bei einer Wahlbeteiligung von 85,7 Prozent stimmten
78 Prozent gegen EingliederungsVerhandlungen mit dem Rheinfelder Gemeinderat
. Bürgermeister Amrein versprach daraufhin, das Thema „Eingemeindung" vorerst
ruhen zu lassen.
Als zu Beginn des Jahres 1973 der Landkreis Säckingen aufgelöst wurde, kam
die Stadt Rheinfelden (Baden) mit dem ganzen westlichen Kreisgebiet und den darin
liegenden Gemeinden zum neu gebildeten Landkreis Lörrach hinzu.13
Die bis dahin bestehenden 63 Landkreise in Baden-Württemberg wurden mit Wirkung
vom 1. Januar 1973 zu 35 zusammengefasst. Die Zahl der neun Stadtkreise, in
denen die Ebenen Gemeinde und Kreis zusammenfallen, blieb unverändert.14
Im April 1973 war die Zielplanung zur Gemeindereform in die dritte und abschließende
Phase getreten und am 19.07.1973 durch die Landesregierung endgültig
beschlossen worden.
Im Rahmen dieser dritten Anhörungsrunde trafen sich die Verhandlungsdelegation
der Stadt Rheinfelden (Baden), bestehend aus Bürgermeister und Fraktionssprechern
, mit den Vertretern der Gemeinden Herten, Karsau und Eichsei, um über die
Eingliederung dieser Gemeinden zu verhandeln.15
Während mit Karsau noch kein konkretes Ergebnis erzielt werden konnte, waren
die Verhandlungen mit Herten und Eichsei erfolgreicher.
Rund ein Jahr später hatte der Eichsler Gemeinderat seine Einstellung geändert
und entschloss sich nun doch zur freiwilligen Eingliederung, da klar geworden
war, dass die Selbständigkeit der Gemeinde in Zukunft nicht möglich sein würde.
Um noch die Sonderzuweisung für freiwillige Zusammenschlüsse nach dem Finanzausgleichsgesetz
zu erhalten, beschloss der Gemeinderat nach einer weiteren
Bürgeranhörung recht schnell, dass Eichsei mit Wirkung vom 1. Januar 1974 ein
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