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Veränderungen des politischen Raumes erkennt und versuchen wird, diesen veränderten
Verhältnissen Rechnung zu tragen."43 King betonte: „Was die Stadt Rhein-
felden besonders in der vor uns liegenden Phase dringend benötigt, ist ein rasches
und ein rechtes Zueinanderfinden."44
Nach seinem Amtsantritt als Ortsvorsteher schrieb Willi Spitznagel im Karsauer
Informationsblatt: „Wir müssen uns mit den gegebenen Tatsachen abfinden und
versuchen, der nun einmal gegebenen Situation das Beste abzugewinnen."45
Zum 1. Januar 1975 hatte die Stadt Rheinfelden (Baden) nach der Fortschreibung
des Statistischen Landesamtes Baden-Württemberg 27.533 Einwohner. Damit
rückte Rheinfelden in die Reihe der „Großen Kreisstädte" auf und übernahm
eine Reihe von Funktionen aus dem Bereich der unteren Verwaltungsbehörde.46
Wie in der Zielplanung der Landesregierung vorgesehen, wurde Dossenbach
1971 im Zuge der Verwaltungsreform in die Gemeinde Schwörstadt eingegliedert,
die 1975 eine Verwaltungsgemeinschaft mit Rheinfelden in beiderseitigem Einvernehmen
vereinbarte.47
Bis zum 1. Januar 1975 war die durch die Landesregierung beschlossene Ver-
waltungs- und Gebietsreform abgeschlossen: die Zahl der politischen Gemeinden
wurde auf rund ein Drittel von 3.379 auf 1.108 reduziert.48
Diese gebietsmäßigen Veränderungen waren mit viel persönlichem Einsatz der
Bürgermeister und vor allem von Bürgermeister Herbert King verbunden. Dass mit
sechs von den sieben Gemeinden ein Eingliederungsvertrag auf freiwilliger Basis
auf dem Verhandlungsweg zustande kam, war seinem Verhandlungsgeschick zu
verdanken, wie auch der damalige Bürgermeisterstellvertreter Kurt Wild bestätigte.
King wurde einmütig vom Gemeinderat unterstützt; bei allen Verhandlungen waren
die Fraktionsvorsitzenden beteiligt.49
In einem Interview, das Bürgermeister Herbert King dem Oberbadischen Volksblatt
gab, ließ er klar erkennen, dass ihm die Probleme der eingemeindeten Ortsteile
ebenso am Herzen lagen wie die Probleme der Kernstadt „Das eigenständig
Gewachsene soll und muss bewahrt bleiben", sagte Herbert King. Er legte Wert
darauf, Kontakt zu seinen „alten" und „neuen" Mitbürgern zu bekommen und zu
erhalten, indem er regelmäßig sowohl in der Stadt als auch in den Ortsteilen zu
sprechen war.50
Zehn Jahre nach Beginn der Gemeindereform schrieb der Südkurier rückblickend
auf die durch die Landesregierung beschlossene Gebietsreform: „Es war
eine kommunalpolitisch hochbrisante Zeit. Es gab lebhafte Debatten in den Gemeinderatssitzungen
und Bürgerversammlungen. Schließlich bedeutete die Gebietsreform
einen starken Einschnitt in die mitunter jahrhundertealten Strukturen
von Dörfern und Gemeinden, die ihre Selbständigkeit verloren und zumindest in
der Anfangsphase um den Fortbestand ihres kulturellen und gesellschaftlichen Eigenlebens
fürchteten. Zehn Jahre danach sind die Wunden geheilt und aufgerissene
Gräben längst zugeschüttet. Sicher, es gibt nach wie vor erbitterte Gegner der damaligen
Eingemeindungen. Die überwiegende Mehrheit der Bürger hat jedoch erkannt
, dass aufgrund der Fusionen auch vieles besser wurde und gerade in
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