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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
72.2010, Heft 1.2010
Seite: 123
(PDF, 30 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2010-01/0125
diesen Räumen eine Kleinkinderschule einzurichten.10 Dies sei zwar ein guter Gedanke
, meinte der Bürgermeister, doch müsse sich zunächst einmal die Gemeindekasse
etwas erholen und die leerstehenden Zimmer würden ohnehin für die Gemeindeverwaltung
gebraucht. Er könne sich aber vorstellen, Scheune und Stall des
neuen Schwesternwohnhauses zu einer Kleinkinderschule umbauen zu lassen.
Trotz dieser Bedenken setzte sich der Plan des Pfarrers Schlegel durch. Schon im
Frühjahr 1930 kam das Thema in den Gemeinderat; Träger der Einrichtung sollte
der Frauenverein werden.

Am 6. April 1930 traf sich der Frauenverein, mittlerweile 125 Mitglieder stark,
zur Generalversammlung. Vor allem Mütter von kleinen Kindern wurden zu dieser
Sitzung eingeladen, denn jetzt sollte die Entscheidung fallen, ob eine Kinderschule
ins Leben gerufen würde oder nicht. „Von euch, Mitglieder, hängt es nun ab, ob
eine solche errichtet wird. Drum erscheint!4', forderte Pfarrer Schlegel. Die Entscheidung
des Frauenvereins konnte deutlicher nicht ausfallen: Einstimmig wurde
die Einrichtung einer Kleinkinderschule in Minsein beschlossen.

Sie sei „für die Kinder ein Segen, für die Eltern eine Beruhigung und Hilfe und
für die Gemeinde eine Wohltat".11 Die Kinderschule stand allen offen, ohne Unterschied
der Konfession. Das Schulgeld sollte zwischen zwanzig und fünfzig Pfennigen
pro Monat betragen.

Das Provinzhaus in Hegne erklärte sich bereit, eine Krankenschwester abzuberufen
und dafür eine Kinderschwester nach Minsein zu schicken. Dabei war die Arbeit
der Krankenschwestern doch sehr umfangreich: 1930 waren 138 Personen von
ihnen versorgt worden, vor allem Frauen (86) aber auch Kinder (49) und Männer
(33). Sie machten etwa 1400 Besuche und hielten 35 Nachtwachen. Dazu kamen
noch Tagespflegen und Hausdienste. Nebenbei führten sie Näh- und Bügelkurse
durch und schmückten die Kirche für den Gottesdienst.12

Am 25. Mai 1930, nachmittags um 3.00 Uhr, erfolgte die feierliche Eröffnung
der Kleinkinderschule. Den Anfang machten die Schulkinder mit dem Lied „Lobt
froh den Herrn", worauf die Schülerin Alise Albiez ein „zum Herzen der Anwesenden
" gehendes Gedicht vortrug. Nun hielt Bürgermeister Sibold eine kurze Ansprache
, eröffnete die Einrichtung und übergab sie „den ehrwürdigen Schwestern
und den Kindern zur Benützung". Weitere Gedichte, Liedbeiträge des Kirchenchores
und Ansprachen folgten. Mit der kirchlichen Weihe der Kinderschule und
dem Weihelied „Großer Gott, wir loben Dich" ging die Feier zu Ende.13 Bedauert
wurde einzig, dass Pfarrer Schlegel, der „Schöpfer des Gedankens für Errichtung
einer Kleinkinderschule", an der Einweihungsfeier nicht hatte teilnehmen können;
er litt noch an den Folgen einer schweren Operation und konnte daher nicht anwesend
sein. Man hoffte nun, „der Same, der von ihm ausgestreut wurde, möge reiche
Früchte tragen zum Nutzen und Frommen der Gemeinde und besonders der
Jugend. In dem Bewußtsein, für das Heil und Wohl unserer Jugend Opfer gebracht
zu haben, wird der schönste Lohn für die Tat zu finden sein."14 Bereits über vierzig
Kinder waren für den Besuch der Kinderschule angemeldet worden, erste Kinderschwester
wurde Gustava Keller.

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