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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
72.2010, Heft 1.2010
Seite: 125
(PDF, 30 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2010-01/0127
Als es 1953 wegen einer Grippeepidemie zu weiteren Ausfällen kam, schienen
die Tage der Minseiner Station gezählt zu sein.

Pfarrer Egle richtete ein dringendes Schreiben an das Erzbischöfliche Ordinariat
in Freiburg. Der Krankenverein St. Elisabeth und der Krankenverein St. Marien in
Nordschwaben seien ihren Verpflichtungen immer pünktlich nachgekommen, auch
die politische Gemeinde habe es nie an Unterstützung fehlen lassen und plane gerade
jetzt die Außenrenovierung des Schwesternwohnhauses. Die Schwestern seien
für Minsein unersetzlich: Sie seien eine unentbehrliche Hilfe bei der Krankenpflege
und in der Unterstützung des Seelsorgers. Sie überwachten die Gebete und Gesänge
im Schülergottesdienst, besorgten die Kirchenwäsche und schmückten die
Altäre. In ganz Minsein könne niemand gefunden werden, der auch nur diese letzten
beiden Arbeiten verrichten könne.16

Das Provinzhaus der Barmherzigen Schwestern vom Heiligen Kreuz in Hegne
verstand die Sorge des Pfarrers durchaus, sah sich aber außer Stande, die Schwestern
in Minsein zu belassen. Der Nachwuchs an Schwestern sei schon in der Zeit
des Nationalsozialismus zurückgegangen, und die jetzige Mädchen- und Frauenwelt
habe eine „dem Dienen abgeneigte Haltung." Immerhin gewährte man Minsein
einen Aufschub und verschob die Kündigung auf den 1. Oktober 1953.

Pfarrer Egle bedankte sich und versicherte, dass die Minseiner Bevölkerung alles
tun werde, um die Schwestern nicht zu sehr zu beanspruchen: „Eine ältere
Jungfrau hat Schwester Oberin ein Fahrrad zu Übungszwecken zur Verfügung gestellt
, und der Krankenverein erwägt ernstlich, den ehrw. Schwestern, wenn sie die
Kunst des Radfahrens beherrschen und in Minsein bleiben dürfen, ein Spezialfahrrad
mit Hilfsmotor anzuschaffen."17

In Anerkennung dieser Bemühungen beschloss das Provinzhaus, von einer
Schließung der Schwesternstation in Minsein abzusehen. Allerdings stand man bereits
ein Jahr später wieder vor dem gleichen Problem: Aus Mangel an Schwestern
müsse die Station zum 1. Oktober 1954 leider aufgehoben werden. Dabei verkenne
man nicht, dass Gemeinde und Bevölkerung sich sehr bemüht hätten, um die
Arbeit der Schwestern zu erleichtern. „Wie wir hören, haben die Schwestern auch
zur Kraftersparnis ein Motorrad erhalten, wodurch sie ihren Pflichten leichter
nachkommen konnten."18

Tatsächlich hatten die Bürgermeisterämter Minsein und Nordschwaben ein solches
„Motorfahrrad" angeschafft. Dennoch stellte die Fahrt nach Nordschwaben
und zurück ein Problem dar, denn auf diesem „ganz außergewöhnlich schlechten
Wege" war das Motorrad nicht zu benützen, so dass die Krankenschwester auf die
Fahrdienste katholischer Mitbürger oder einen Mietwagenservice angewiesen war.19
Der Weg nach Nordschwaben blieb übrigens noch jahrelang ein Ärgernis, so dass
ein Anwohner 1956 ein Plakat an seinen Gartenzaun hängte mit der Aufschrift
„Straße steht unter Naturschutz, darf nicht ausgebessert werden."20

Pfarrer Wilhelm Egle nutzte die verbleibende Zeit bis zur Schließung der
Schwesternstation, um mit anderen Orden Kontakt aufzunehmen. Händeringend
suchte er nach Nachfolgerinnen für die Schwestern aus Hegne, doch das Unterfan-

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