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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
72.2010, Heft 2.2010
Seite: 26
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eine substantielle Verstärkung ihrer militärischen Kräfte. Damit eine Verteidigung
am Rhein oder weiter östlich überhaupt möglich werden konnte, mussten zusätzliche
Heeresdivisionen und Luftwaffengeschwader zu ihrem Schutz in Westeuropa
stationiert werden. Im September 1950 entschieden deshalb die USA, vier Heeresdivisionen
und zehn Luftwaffengeschwader zur Verstärkung nach Deutschland zu
entsenden. Die westlichen Außenminister beschlossen infolge dessen, die bisherigen
strategischen Rückzugsplanungen aufzugeben, das Territorium der Bundesrepublik
Deutschland unter den Schutz der NATO zu stellen und die neue Strategie
der ,Vorneverteidigung' einzuführen."5

Die Suche nach Gebieten begann, in denen 20 neue Flugplätze angelegt werden
konnten. In Baden sollten drei Flugplätze entstehen, einer davon aus verkehrstechnischen
Gründen zwischen Neuenburg und Breisach, wo sich Brücken über den
Rhein befanden, ebenfalls eine Bahnlinie und eine Autobahn. Das Gelände von
Eschbach und Bremgarten eignete sich bestens hierfür - in einer entmilitarisierten
Zone gibt es keine störenden Gebäude und Anlagen. Obwohl der Flugplatz überwiegend
auf Eschbacher Gemarkung angelegt wurde, erhielt er wegen des Standorts
der damaligen Bauleitung in Bremgarten diesen Namen.

Aber wie kann ein Dorf weiter existieren, dem man die - damalige - Existenzgrundlage
, Felder und Äcker, einfach wegnimmt? Nicht nur dass der kleine Wald
abgeholzt werden musste und große Teile der Landwirtschaftsfläche wegfielen -
324 ha der rund 1.000 ha großen Gemarkung -, es waren ja auch „Feinde", französisches
Militär, das künftig nahe beim Dorf leben würde. Neun Jahre nach Kriegsende
, im April 1954, zog das 4. Geschwader mit 75 Jagdmaschinen auf der
Eschbacher Gemarkung ein. Ein Jahr später waren rund 2.400 französische Soldaten
auf dem Flugplatz stationiert, drei Mal mehr Personen als im Dorf selbst lebten
, eine schwierige Situation für die Eschbacher. Aber man kam sich allmählich
näher, lud sich gegenseitig ein und half einander. Man arrangierte sich nicht nur
und suchte sich notfalls einen anderen Broterwerb, sondern verstand es auch, sich
mit den einstigen Feinden anzufreunden.

Die Bundesrepublik bezahlte den Landwirten den enteigneten Grund und Boden
und die Aufwuchsschäden. Bremgarten erhielt zum Beispiel 1952 eine Entschädigung
in Höhe von 31.000 DM. In diesem Jahr wurde der Südweststaat, Baden-
Württemberg, gegründet, sehr zum Leidwesen der Eschbacher, die zu 90 Prozent
für die Wiederherstellung des Landes Baden gestimmt hatten.

Entgegen aller Befürchtungen schuf der Flugplatz bald für viele Eschbacher neue
Arbeitsplätze. Anders als befürchtet blühte das Dorf auf; Gewerbebetriebe, Gasthäuser
und ein Cafe erhielten durch das hier stationierte Militär neuen Auftrieb. In diesem
einst rein landwirtschaftlich geprägten Dorf vollzog sich dadurch ein Wandel,
der zu einer früheren Modernisierung als in anderen Gemeinden führte.

Erneut griff die hohe Politik in das Dorfgeschehen ein, als General de Gaulle be-
schloss, aus der NATO auszutreten. Das hiesige Geschwader wurde daraufhin nach
Frankreich verlegt, und die Franzosen verließen den Ort 1967. So froh man war,
dass der ewige Fluglärm aufhörte, so besorgt war man wegen der Arbeitsplätze.

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