http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2010-02/0093
Herr Samuel Flick. Vielleicht ein weiterer Grund, dass Herr Hebel und Herr Flick
sich in Sachen Alemannischer Gedichte nicht handelseinig wurden.
13) Im Krehmer-Haus:
Hebel und die Musik
Bis zu seiner vorübergehenden Schließung im Mai 2009 stand im Hausener Hebel
-Haus ein Tafelklavier, das ursprünglich in Hebels Geburtshaus am Totentanz
stand und von dem Basler Instrumentenbauer Johann Valentin Krehmer angefertigt
worden war. Dieser wohnte von 1806 bis 1840 in der (heutigen) Hebelstraße
15. Dieser Ort lädt uns ein, etwas über „Hebel und die Musik" zu erfahren, - zunächst
kein sehr ergiebiges Thema, denn Hebel gestand selbst in einem Brief an
seinen Straßburger Freund Haufe vom 25. März 1809: Ich der ich soviel von der
Musik verstehe, als der Kaminfeger vom Weiß bleichen,...! „Musik" spielt auch im
Rheinländischen Hausfreund als Erzählmotiv keine Rolle. In Hebels Briefen werden
wir etwas fündiger: Im Januar 1816 gab der blinde Geiger Franz von Conradi
in Karlsruhe ein Konzert. Hebel empfahl den Musiker seinem Freund Müntz mit
der bizarren Begründung: Blinde Musiker haben immer ein gutes Vorurteil für sich,
so dass ich schon oft meinen Abmangel an musikalischem Talent mit dem Sehen
entschuldigt habe. Conradi, der von hier über Basel nach Straßburg reisen will,
habe in seinem Karlsruher Konzert den guten Erwartungen eines frequenten und
glänzenden Publikums völlig entsprochen.
E i n Musiker sollte für Hebel jedoch von großer Bedeutung werden: sein Schüler
Johann Christian Haag, der von 1810 bis 1813 in Basel als Musiklehrer tätig war,
dann nach Karlsruhe übersiedelte, Hofkantor wurde und den ersten Karlsruher Hofkirchenchor
gründete. 1813 veröffentlichte Haag im Selbstverlag seine „Leichten
Melodien für eine und mehrere Stimmen mit Clavierbegleitung zu Hebels Alemannischen
Gedichten" und widmete diese dem „edlen Verfasser der Gedichte, meinem
unvergesslichen Lehrer als Beweis unveränderlicher Hochachtung und Dankbarkeit
." - Schon bei der Erstausgabe seiner Alemannischen Gedichte war es Hebel ein
Anliegen gewesen, den Texten Melodien beizulegen.
Einem musikalischen Thema hat sich Hebel aber mit großer Ausführlichkeit
gewidmet, nämlich der Frage, wie dem Gebrauch anstößiger Volkslieder am sichersten
vorzubeugen sein möchte. In diesem kaum bekannten Gutachten zeigt sich
Hebel nicht nur als erstaunlich guter Kenner der Volkslieder Höltys, Goethes, Schu-
barts und anderer, sondern auch als toleranter Beurteiler angeblich geschmackloser
Volkslieder. Allzu puristischen Eiferern seiner Zeit schrieb Hebel ins Stammbuch:
Es sind aber bei weitem die meisten Liedsammlungen von Zotenhaftigkeit ganz
rein, und in den übrigen zeichnet sich doch gewöhnlich nur eins unter vieren durch
schmutzig-pöbelhaften und noch seltener durch eigentlich unzüchtigen Inhalt aus.
Von alters her ist die Nachfrage nach züchtigen Liedern doch immer noch die größere
. ..! Wenn es gelänge, den Charakter und den Geschmack des Volkes durch Er-
91
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2010-02/0093