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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
72.2010, Heft 2.2010
Seite: 92
(PDF, 31 MB)
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ziehung, Belehrung und Behandlung zu erheben und zu veredeln, dann sei dies der
einzig richtige Weg, diesem Übel von innen heraus abzuhelfen. Einstweilen jedoch
solle jeder seinen Gesang wählen, der seinem Geschmack zuschlägt. Von Vorzensur
hielt Hebel also nichts! - Nun verlassen wir die Hebel-Straße, die ihren Namen erst
1871 erhielt. Damals vermutete man das Geburtshaus Hebels noch gegenüber dem
Markgräfler Hof.

14) Im Hebel-Cafe:
Hebel als Rätsel-Meister

Das Haus am Petersgraben 24 hat eine lange Geschichte, die mindestens bis ins
14. Jahrhundert zurückreicht. 1460 belegt eine Urkunde, dass das Haus schon lange
„zum blauen Esel" hieß, im 16. Jahrhundert dann „zum Heiligen Michael" und zur
Zeit Hebels „König David". Im Juli 1971 besetzen die „Progressiven Organisationen
Basels" das seit einem Jahr leer stehende Haus und forderten billigen Mietwohnraum
, vergebens. Das Haus wurde abgerissen, die wertvolle Barockdecke in
den Neubau des „Hebel-Cafes" eingebaut.

Von hier aus schlagen wir den Zeit- und Ort-B ogen zurück nach Karlsruhe ins
Jahr 1804. In einem Brief aus dieser Zeit lernen wir Hebel als großen Rätsel-Meister
kennen: Das Charadenwesen ist hier bis zur Sucht geworden. Drechslers Cafehaus
sah eine Zeitlang aus, wie eine Börse. Wo man hinsah, zog einer ein Papierlein
aus der Tasche, oder hatte eins in den Händen, und studierte dran, oder tauschte
eins mit dem Nachbarn aus. Aber der menschliche Geist strebt immer höher und
vorwärts, und so kamen denn die Buchstabenrätsel an die Tagesordnung. Da gab es
denn, während man dem Spiel zusah und zuhörte, mancherlei stille Beobachtungen
zu machen. Man konnte den Scharfsinn und Witz, man konnte die Belesenheit und
Kenntnisse und den eigenen Gang der Ideenassoziationen bei dem und jenem belauschen
. (Nr. 109, vom 15.-20. März 1804)

Raten, raten lassen, Ideen, Imaginationen. Lesen wir hier im Cafe noch Hebels
Brief an die liebste Jungfer Gustave: Raten Sie, was ich tue. Bier trinken? Nein.
Tabak rauchen? Nein - Oberländer Wein trinken auf Ihre Gesundheit: Ja! Das tu
ich. Heute stelle ich mir vor, ob sich die Jungfer Gustave auf die Basler Messe
einen schönen Hut kaufen soll... (Nr. 14) Sicher hat Hebel sein bekanntestes Rätselsprüchlein
die Jungfer auch erraten lassen: Ich helfe Kisten laden,! Doch mach ich
auch Scharaden. A propos Gustave Fecht und Basel: In einem Brief (Nr. 195) bat
Hebel die Weiler Freundin, sie möge ihm ein Pfund kleine Basler Lebkuchen von
guter Sorte nebst Rechnung schicken. Wer steht mir dafür, dass ich nicht die halben
fresse, ehe ich die übrigen abgebe. Aber Herr Hebel!

Das Hebel-Cafe können wir uns heute auch prächtig als Handlungsort jener Kalender
-Geschichte vorstellen, die Hebel mit Teures Späßlein betitelte: Man muss
mit Wirten keinen Spaß treiben, sonst kommt man unversehens an den Unrechten.
Einer in Basel will ein Glas Bier trinken; das Bier war sauer, bog ihm den Mund

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