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seiner Zeit eine der wichtigsten Bucherscheinungen auf diesem Gebiet. Im zweiten
Band dieses Werkes widmete Gmelin „dem Karlsruher Theologie- und Sprachen-Professor
, hochverdienten Botaniker und Autor der Alemannischen Lieder Hebel" eine
neue Pflanzengattung: die „Hebelia" mit den Alten „Hebelia collina" und „Hebelia
allemannica". Leider konnte sich die Namensgebung für dieses Liliengewächs schon
am Ende des 18. Jahrhunderts nicht durchsetzen. Es war' zu schön gewesen...
Wenn wir Glück haben, öffnet uns noch ein freundlicher Gärtner den hinteren
Teil des „Kalten Gewächshauses". Dort erblicken wir dann - inmitten der nach
ihm benannten südafrikanischen Hyazinthen - die Büste eines Mannes, der für die
Geschichte der Stadt Basel am Ende des 18. Jahrhunderts von großer Bedeutung
war: Prof. Walter Lachenal (1736-1800): Er war nicht nur einer der Initiatoren der
Basler Lesegesellschaft, sondern als Mediziner, Chemiker, Pharmazeut und Botaniker
auch wesentlicher Motor der Neu- und Umgestaltung des Botanischen Gartens!
Einer seiner zuverlässigsten Mitarbeiter war Johann Michael Zeyher, der bis 1804
auch für die Betreuung der Gartenanlagen des Markgräfler Hofes zuständig war und
in dessen Haus in Schwetzingen Hebel 1826 verstarb.
Hebel widmete Walter Lachenal in einem Brief an Hitzig in einem kuriosen Zusammenhang
ein paar Zeilen: er stellte sich die lange Nase des Pfarrers aus Brombach
vor und schrieb dann: Seine lange Nase/Hätte Herrn Lachenal über dem
Rhein/ Durch eine zerklitterte Scheibe hinein! Weg von der Tabaks Vase/ Den schweren
, bleiernen Deckel gelupft J Und 's letzte Stäublein heraus geschnupft. (Nr. 17)
19) In der Justiz- und Polizeibehörde:
Hebels Zundelfrieder
Wenn wir in der Spiegelgasse 6 bei der Justiz- und Polizeibehörde eine kleine
Pause einlegen, so könnten wir hier besonders gut über Schuld und Strafe in Johann
Peter Hebels Werk räsonieren und dabei erstaunt feststellen, welch große Sympathie
Hebel für die kleinen Schelme und Gauner wie z. B. den Zundelfrieder hegte,
die etwas von ihrem Handwerk verstanden und deren Berufsethos Hebel oft mehr
schätzte als das ehrbarer Bürgersleute!
Aber wir wenden uns einem anderen Thema zu. Da die Justiz-Behörde auch für
die Vergabe von Lotto-Rechten zuständig ist, wollen wir hier an Hebels Lotto-Spiel-
Leidenschaft erinnern! In der Karlsruher Großherzoglichen Badischen Staatszeitung
war am 6. August 1812 die Anzeige eines Basler (!) Lotteriebetreibers erschienen
, die herrlich schwülstig die potentiellen Spieler auf sein Angebot aufmerksam
machte: „Hiermit ersuche ich auch diejenigen Herrn Liebhaber, welche sich vorgenommen
, erst ihre Acquisition zu machen, wenn die Billets bald ganz debitiert sein
würden, sich jetzt nicht mehr zu säumen, sondern durch ihr gütiges Mitwirken alles
beizutragen, was zur Beförderung einer Ziehung dient."
Drei Wochen später gestand Hebel Gustave Fecht: Bekanntlich wird der Goldbrunnen
im Rösernthal, Kanton Basel, Bezirk Liestal, 24 000 Franken wert ausgespielt,
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