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16 Gertrud Staffhorst, aaO., 9, interpretiert: „Er ist Tityrus und Meliboues zugleich, der Sänger und
der Heimatlose".
17 Immerhin erwähnenswert ist, dass diese Zurücknahme des Autors auch in der geistesgeschichtlichen
Tradition einer Selbstzurücknahme des Subjekts bzw. Autors wurzeln könnte (vgl. Ralf Ko-
nersmann, Der Philosoph mit der Maske. Michel Foucaults Vordre du discours, in: Michel
Foucault, Die Ordnung des Diskurses, Frankfurt am Main 10. Aufl. 2007, 56 ff.), wie sie Goethe in
einer Notiz 1797 („Über Epische und dramatische Dichtung", in: Werke, hg. v. Erich Trunz, München
1981, Bd. 12, 251) zum Ausdruck bringt: „Der Rhapsode ... sollte als ein höheres Wesen in
seinem Gedicht nicht selbst erscheinen, er läse hinter einem Vorhang am allerbesten, so daß man
von aller Persönlichkeit abstrahierte und nur die Stimme der Musen im allgemeinen zu hören
glaubte." (zit. nach: Ralf Konersmann, aaO., 61).
18 avolare bedeutet davonfliegen, davoneilen.
19 Das Verb „reciperes" spielt wohl auch an auf das Rezipieren des Pfarrers, also die Übernahme in
die Pfarrerliste.
20 Den Begriff „Lieder" (carmina) für die Gedichte verwendet Hebel im Deutschen öfter, vgl. B 110.
138. 141. 145. In dem von ihm selbst zumindest sprachlich überarbeiteten lateinischen Vorwort des
großen botanischen Werkes seines Freundes Carl Christian Gmelin, Flora Badensis, erscheint Hebel
als Autor „carminum vernaculorum {Allemannische Gedichte)", wobei vernaculus „einheimisch
" bedeutet, zur Region gehörend (Flora Badensis Alsatia et confinium regionum eis et trans-
rhenana ... Auetore Carolo Christiano Gmelin, Carlsruhae ... 1805, Tom. I). In der Nachbemerkung
der Namenswidmung von Lilienarten (Hebelia collina und Hebelia allemannica) als Ehrenbezeugung
Gmelins an Hebel, schreibt Gmelin: „Hinc novum Genus constitui, quod denominavi in me-
moriam sempiternam Rever. et Cl. Hebelii, Theologiae et. ling. orientalium Professoris Carlsruha-
ni, Botanici meritissimi, auctoris Carminum Alemannicorum lepidissimorum inimitabilium!(sic)"
(Flora Badensis Carlsruhae ... 1806, Tom. II, 119), er hat also diese neue Pflanzengattung etabliert
„zum ewigen Gedächtnis des ehrwürdigen und berühmten Hebel, Professor der Theologie
und der orientalischen Sprachen in Karlsruhe, eines sehr verdienstvollen Botanikers, Autor der
höchst anmutigen und unnachahmlichen Alemannischen Gedichte!
In der Hitzig am 14. April 1801 mitgeteilten Vorfassung des „Dengelegeist" taucht das Hirtenmotiv
direkt und auf alemannisch auf, B 107: „und hör kei Hirtebueb singe."
21 Wohl Anfang des Jahres schreibt er B 491 f. den erschütternden Satz über sein Dichten: „Wenn ich
mich recht fühle und schätze, so kann ich seitdem nur noch mich selber nachahmen."
22 Falls die Datierungen der Briefe durch Zentner zutreffen, wird im Mai 1800 zum ersten Mal ein
alemannisches Gedicht erwähnt, vgl. B 87, wobei bemerkenswert ist, dass er just in diesem Brief,
B 86, einen Vers aus der 5. Ekloge des „unsterblichen Virgil" zitiert! Der Brief an Wolf datiert vom
Juli 1800.
23 Handschrift H 123 der Badischen Landesbibliothek Karlsruhe. Die Predigtvorbereitungsnotiz liegt
mir vor als Vorausmitteilung der Hebel-Neuedition.
24 Wolf empfiehlt er: „Sie haben seine sämtl. auserlesene Schriften 3 Thle, gelesen, oder thun Sie's
doch ia!" (B 93.); vgl. B 250.
25 Wolf ist eben Pfarrer in einer Gemeinde.
26 Der Verfasser wird dies an anderer Stelle tun.
27 J.P. Hebels sämmtliche Werke, 8 Bände, Carlsruhe 1832-1834, Bd. VII, 3 ff.
28 Er hat sie, wie er B 91f. erläutert, „an eigenen Erfahrungen und meist an eigenen Fehlern abstra-
hirt".
29 AaO., 4.
30 Hebel urteilt aaO., 9: „Die Allgemeinheit der Ausdrücke und Vorstellungen taugt nichts, weil dadurch
dem Betenden es schwer gemacht, wenigstens kein Anlaß gegeben wird, an sich und das
Spezielle, was für ihn in der Allgemeinheit liegt, zu denken."
31 AaO., 7.
32 Ebd.
33 Im Deutschen Wörterbuch von Jacob Grimm und Wilhelm Grimm findet sich Bd. 15, Sp. 2745 die
Wendung: „dieses ist aber wie ein angenommenes und geschwornes handwerkswort".
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