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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
72.2010, Heft 2.2010
Seite: 138
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2010-02/0140
Über das Thema dieser halben Stunde hinaus erscheint mir Hebels Wort vom
Bewahren des Heiligen in den Tagen wachsenden Unglaubens heute aktueller denn
je. Seine Voraussage, dass „die feindliche Macht des Unglaubens unserer und der
künftigen Tage" zunehmend an Boden gewinnen werde, ist inzwischen zur Realität
geworden. So ist etwa auf unseren Theaterbühnen die mutwillige Verhöhnung des
Heiligen im Zeichen künstlerischer Freiheit zu einer gesellschaftlich tolerierten
Normalität geworden. Die Hemmschwelle sei eben überall gesunken, heißt es dazu
halb entschuldigend. Aber es lohnt sich vielleicht, in einer stillen Stunde darüber
nachzudenken, ob diese Hemmschwelle nicht auch eine jener vorgelagerten
„Schanzen" war, die nach der Voraussage Hebels „die feindliche Macht des
Unglaubens" erst abzubauen hatte, „ehe sie den Katapult an das Heilige selber
ansetzen " konnte.

Der Traum von der Landpfarre

Der Wunsch nach einer Landpfarre, der nicht zuletzt auf die Vikartätigkeit hier in
Hertingen und in Tannenkirch zurückgeht, begleitet Hebel während seiner ganzen
geistlichen Laufbahn. „An einem friedlichen Landorte, unter redlichen Menschen
als Pfarrer zu leben und zu sterben, war alles, was ich wünschte. "77 Zunächst ist
er noch zuversichtlich, dieses Ziel irgendwann zu erreichen.78 Als Idealbild einer
Landpfarre erscheint ihm Ottoschwanden, nordöstlich von Emmendingen, wo er
1801 einen ihm befreundeten Pfarrer besucht. In einem Brief an Gustave Fecht
schildert er seine Eindrücke: „.. .eine Pfarrey von 2000 Seelen in lauter vereinzelten
Höfen. Man muß sich zu dem, was man sieht... das Innere der Wohnungen, was
man nicht sieht, als den Sitz des stillen Friedens, einer unverdorbenen brüderlichen
Menschenklasse des ländlichen Wohlstandes und einfacher patriarchalischer Sitten
denken. So erschien mir die Gegend, und ich wünschte mir die feste Gesundheit
des Pfarrers daselbst, um mich einst, wenn mein Maß in CRuhe gar voll ist, um
Ottoschwanden zu melden, und dort, geschieden von der Welt und bis auf wenige sie
vergessend zu leben, zu wirken und zu sterben. "19

Als Pfarrer einer Landgemeinde möchte der Seelsorger Hebel den ihm
Anvertrauten - fernab jeder Dogmatik80 - bleibende, ins Leben wirkende religiöse
Grunderfahrungen vermitteln: „...wenn es mir dann gelänge irgend einen Theil
des praktisch religiösen Glaubens z. Beysp. von der Allgegenwart Gottes, oder
ein religiöses Gefühl z.B. dankbare Liebe lebendig und dauernd in ihren Seelen
anzufachen,... ich wollte es dann ruhig iedem fast allein überlassen, wie er vor
Gott wandeln und seine dankbare Liebe in guten Gesinnungen und Thaten wollte
wirksam werden lassen. "81

Mit den Jahren freundet sich Hebel mit seiner Stellung in Karlsruhe immer mehr
an und gewinnt ihr das Beste für sich ab. Gustave Fecht, um deren Lebensglück
es ja schließlich auch ging, hat das bald gemerkt und deutlich ausgesprochen: er
lasse sich Karlsruhe nicht mehr „abkauften"*2, schreibt sie schon 1794 an ihren

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