http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2011-01/0112
befindet sich ein silbern übergoldeter Kelch mit Kapsel, der 1686 in Basel angeschafft
wurde, außerdem eine zinnerne Kanne für die heilige Konfirmation, ein
zinnerner Kelch sowie drei Taufservice, ebenfalls aus Zinn. Landvogt Leutrum
schreibt zum Schluss dieses Kapitels noch dazu: „Ich habe, als die Kirche zu Vogelbach
renoviert wurde und die beste Predigt mit angehöret, in diese Kirche ein
Crucifix gestiftet, in der Hoffnung, daß die Anschawer sich des Erlösers, unseres
Heylands sichtbarlich verinnerlicht werden."
Bei der Vogelbacher Kirche befand sich jahrhundertelang kein Friedhof, so dass
sämtliche Beerdigungen aus den Filialorten, außer Marzell, auf dem Kaltenbacher
Gottesacker stattfanden. Gleichzeitig wurden alle Neugeborenen aus allen Orten
bis Mitte des 18. Jahrhunderts zur Hauptkirche in Vogelbach getragen, wobei auch
die meisten Hochzeiten in diesem Gotteshaus stattfanden. Angesichts der topogra-
fischen Lage der einzelnen Dörfer und der im Winter oft meterhohen Schneewehen
ist diese damals übliche Praxis in der heutigen Zeit nur mit Staunen zur Kenntnis
zu nehmen. Erst im Jahre 1751 wurde im etwas problematischen leicht feuchten
Umfeld der Kirche in Vogelbach ein Gottesacker hergerichtet. Die Försterfrau und
Mutter der Vogelbacher Löwenwirtin ist am 6. September 1751 als erste Person auf
diesem neuen Friedhof bei der Kirche beerdigt worden. In den Sechziger Jahren des
20. Jahrhunderts wurde das dortige Gelände wieder aufgegeben, da sich seit 1856
auf einer Anhöhe ein ausreichender Friedhof befand. Diesen neuen Beerdigungsplatz
hatte man ursprünglich für die Malsburger und Höfener, teilweise gegen den
Widerstand der Vogelbacher Bevölkerung angelegt. Man befürchtete im tiefer gelegenen
Ortsetter Seuchengefahr, was sich aber nicht bewahrheitete.
Die Waldungen
Über den Forst in der Vogtei wird in der Handschrift eine gute Meinung kundgetan
, denn der in Marzell wohnende Forstknecht erledige seine Aufgabe in der sehr
bergigen Gegend gut. In den Waldungen dieser Vogtei gäbe es die stärksten Hirsche
sowie auch viele Wildschweine und Rehe. Leutrum vermerkt auch stolz, dass
er vor einigen Jahren für die gnädige Herrschaft ansehnliche Stühler Waldungen
mit lauter schönem jung anwachsendem Holz gekauft habe. Es wurden überhaupt
in seiner Dienstzeit viele Juchert Waldungen von den Untertanen erworben, wie er
weiter meint. Kopfzerbrechen machte nur die großflächige Abholzung von Wäldern
durch die Köhler. In der Aufstellung über die einzelnen Waldungen wird sehr
gut deutlich, dass ein Großteil schon abgekohlt war. Es heißt z.B. bei einem der
Herrschaft gehörenden 130 Juchert großen Stück Wald am Blauen, dass dieses
Holz vor ungefähr 10 Jahren völlig abgekohlt wurde. Aber auch in den Gewannen
Silberbuck, Stückbäume und Großholz sind große Flächen verkohlt worden. Im
Kisboden und Kanderner Wasen sei viel Holz darinnen verfroren und abgestanden.
Eine Beschwerlichkeit sei bisweilen in dieser Vogtei das Vorkommen von Wölfen
, welche sich gerne allhier aufhalten. Wenn im Elsass im dortigen Hardtwald
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