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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
74.2012, Heft 1.2012
Seite: 29
(PDF, 29 MB)
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teilungsleiter im Kriegsamt maßgeblich verantwortlich für die Versorgung der
Kriegsfront mit „Menschen und Material". Dieser Leistung, die Historiker noch
heute anerkennen, verdankte er den Ehrentitel Kommerzienrat. 1922, inmitten seines
Engagements auf Bürgeln, folgte er dem Ruf der Lingner-Werke (pharmazeutisches
Unternehmen, wichtigstes Produkt: Odol) als deren Generaldirektor nach
Dresden.

Sichler war in industriellen Kreisen eine bekannte Persönlichkeit, positionierte
sich in der Weimarer Republik gegen die sogenannte „Dolchstoßlegende" auf Seiten
des Reichspräsidenten Friedrich Ebert und hatte viele Kontakte zu Politikern
bis hin zum letzten Reichskanzler Kurt von Schleicher.

Der „Kommerzienrat" war nicht nur ein hervorragender und begehrter Organisator
von Wirtschaftsunternehmen, auch in künstlerischen Fragen begnügte er sich
nicht mit mittelmäßigen Lösungen. Zudem war er bereit, Teile seines damaligen
Vermögens - ein Vorstandskollege in Dresden schätzte es auf 40 bis 50 Millionen
Mark - für die Restaurierung Bürgelns einzusetzen. Man muss es als einen seltenen
Glücksfall bezeichnen, der Bürgeln hier widerfuhr. Da sich Sichler noch ganz
dem Mäzenatentum des 19. Jahrhunderts verpflichtet fühlte, war es für ihn selbstverständlich
, Teile seines selbst erworbenen Vermögens der Öffentlichkeit zurückzugeben
.

So suchte er Anfang der 1920er Jahre ein geeignetes Objekt, dieses Ansinnen im
Verbund mit dem öffentlichen Bereitstellen seiner Kunstsammlung in die Tat umzusetzen
- der Zufall wollte es, dass er sich 1920 zur Kur in Badenweiler aufhielt
und so seine Wahl auf Bürgeln fiel.

Bereits am 21. August 1920 wird der Pachtvertrag mit Richard Sichler geschlossen
. Das Anwesen wird auf Kosten des Pächters von Grund auf renoviert, danach
wieder für die Bevölkerung geöffnet, eine Wirtschaft (die heutige Schlosswirtschaft
) wird eingerichtet, und zweimal in der Woche kann das Innere besichtigt
werden. Die wichtigste Vereinbarung steht am Schluss: Nach Sichlers Ausscheiden
durch Wegzug oder Tod (später wird das Vertragsende auf 1. August 1956 datiert
) würde Bürgeln ohne Entschädigung an den Bürgeln-Bund zurückfallen. Der
Vertrag und die Zusatzvereinbarungen mit Sichler ermöglichten es dem Bürgeln-
Bund, ohne zusätzliche Aufwendungen - und vor allem sofort - das Kunstdenkmal
Bürgeln in einen neuwertigen Zustand bringen zu lassen.

Doch zuerst muss der Pächter das Gebäude umfassend sanieren.

Die Restaurierung

Bis zum Ende des Jahres 1920 entstand das Konzept für die grundlegende Restaurierung
der Gesamtanlage. Sichler beauftragte vier renommierte Architekten:
Richard Riemerschmid, Max Laeuger, Rudolf Schmid und Theodor Veil, die alle
aufwändige Pläne und Zeichnungen fertigten. Veil, der bereits Sichlers Landhaus
am Starnberger See entworfen hatte und bis 1908 im Büro von Peter Behrens ar-

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