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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
74.2012, Heft 2.2012
Seite: 68
(PDF, 29 MB)
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aus. Sogar ein Zitronenfalter taumelte zwischen Schatten und Sonne hin und her.
Meiner Freundin war neuerlich verboten, mit mir umzugehen, und sie wusste, dass
sie nachher Schläge bekommen würde. An den Händen, mit denen wir nicht spielten
, hielten wir uns. Endlich wollte sie hören, was das für eine Anstalt sei, in die
ich da komme, und ich hatte keinen Begriff davon. Unausgesprochen zwischen
uns schwebte die Tatsache, dass wir sie uns beide sehr traurig vorstellten, noch
kein Mensch hatte Gutes von einer Anstalt gehört.

,Gib mir deine Schuhe und nimm meine' sagte sie darauf. Ich begriff, dass sie ein
Andenken wollte, doch waren meine Schuhe schöner als die ihren. Ich hatte vornehme
Stadtstiefel, an denen noch fast alle Schnürhaken schwarz waren; sie hatte Bauernschuhe
mit groben und sogar abgebrochenen Haken und alten verknüppelten
Schnürbändern, aber das war jetzt alles ganz gleich. In feierlicher Wehmut wechselten
wir nicht die Ringe, aber die Schuhe. Meinerseits dehnte ich die Handlung auf
die Strümpfe aus, und auch die Strumpfbänder forderte ich an. Heute war die Welt
wieder ganz protestantisch, weil es eine Frage zu begrübein gab; dafür ist diese Religion
wie geschaffen. In der Freude sind wir alle mehr katholisch."

Soweit die gekürzt im Johannes meisterhaft geschilderten Wyhlener Tage, Wochen
und Monate.

Dem protestantischen Pfarrer Stähelin-Hagenbach missfiel, dass der kleine Bub
in Wyhlen katholisch erzogen wurde. Er sah sich als Vormund und besorgte für Jakob
in der protestantischen „Armen-Kinder und Schullehrer-Anstalt Beuggen" einen
Platz. Dort wurde er am 22. April 1884 als Zögling aufgenommen. Er war
jetzt 9 Jahre alt. In der Anstalt, mit der wir uns hier nicht beschäftigen können,
lernte Johannes Schattenhold, wie er sich nun nannte, was Unterdrückung, Hass
und lähmende Furcht bedeuten, entdeckte aber auch die Macht der Sprache.

Beuggen entließ den Zögling nach 7 Jahren in die Freiheit. Sein sehnlichster
Wunsch, Lehrer zu werden, wurde ihm nicht erfüllt. Stattdessen musste er eine
Schuhmacherlehre in Basel antreten. 1894 brach er aus der Schusterenge aus und
begann eine sechsjährige Wanderschaft durch Mitteleuropa. Erste literarische Arbeiten
entstanden. Danach kehrte er nach Basel zurück und machte seine Gesellenprüfung
. Doch das Schuhmacherhandwerk war nicht seine Sache. Schrittweise gab
er seinen Beruf auf, machte autodidaktische Studien, besuchte Vorlesungen und
begann zu schreiben.

1905 starb seine nach Zürich zurückgekehrte Mutter Emilie Müller (geb. Durst)
<* 9. Juli 1849/ t 1905>. Der inzwischen 30-Jährige brachte im selben Jahr seinen
ersten bedeutenden Roman, die „Irrfahrten" heraus. Hermann Hesse öffnete ihm
den Weg zum S. Fischer Verlag in Berlin. Ein Schweizer Verlag hatte sich nicht
finden lassen. Hesse schrieb dem Autodidakten: „Kürzlich las ich Ihren Roman
Irrfahrten und hatte eine herzliche Freude an dem Buch." Eine enge Freundschaft
unter den beiden Autoren entstand. Beide profitierten voneinander, Schaffner wohl
am meisten.

Als er 1908 die aus Darmstadt stammende Frieda Barth in Basel heiratete, wurde
Hesse zur Hochzeit eingeladen. Es begann ein lebhafter Briefwechsel mit Her-

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