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Besondere Aufmerksamkeit wurde den Flurnamen zu Teil. Als erstes wäre der
Gattungswortschatz planmäßig zu untersuchen. Dazu zählt das nur bei den ältesten
Landwirten noch zu aktivierende, als am Aussterben zu bezeichnendes
„Ochsenfuhrwerk-Wort Amplätze " für den Lederriemen zur Befestigung des
Ochsenjochs an der Deichsel. Vor kurzem wurde das keltische Wort bei den
Erhebungen für den Südwestdeutschen Sprachatlas erhoben und so für das Badische
Wörterbuch und die Nachwelt „gerettet". Das keltische Wort ist auch in
Graubünden (noch) als Reliktwort vorhanden. Andere Reliktwörter sind selten.
Hierher wären zu rechnen: Krinne ,Einschnitt', Gupf,Kuppe', Balm ,Höhle'
Gurgel ,Engpass', muttig ,abgestumpft', Gufer ,Geröll im Bach', alle auch als
Gattungswörter im Schweizerdeutschen (SDS) z. T. im Graubündner Alemannischen
noch lebendig (Dossen). Pferch, Schindel, Spicher und Weiher sind
nichtgermanische Gattungswörter, die wohl erst spätmittelhochdeutsch eingedeutscht
wurden.
- Nicht als Reliktwörter, sondern als Namen übernommen sehe ich an:
- Entegast zu costa ,Halde'
- Gotröl zu guttaria mit Ableitung -ola ,kleiner Bach'
- Löwina, Rübi(na), Ravenne tax labina, rubina, rovena ,Einsturz (von Wasser)'
- Juchskopf erhaltener Dativ Plural *iügas zu iügum ,Joch'
Bemerkungen zur Namendistribution der Fremdnamen. Vergleich: Schwarzwald/
Hochrhein (Karte 1 und 4)
- Karte 1: Die Namen zeigen eine auffällige Rückzugslage in den mittleren und hinteren
Tälern von Kander und im Kleinen und Mittleren Wiesental. Ausnahmen
Kerns, Grenzach, Lörrach, Markt, ferner Alpfen, Gurtweil.
- Karte 4: Nichtdeutsche Namen zwischen Basel und Konstanz scheinen sich hinter
den Hochrhein, d. h. hinter den Schutz des Hochrheinlimes und seine spätantiken
Kastelle und schutzbringenden Legionssoldaten zurückziehen zu wollen.
Das heißt, die alamannische Inbesitznahme muss noch einige Zeit (einige Jahrhunderte
) pausiert haben.
- Dies mag auch für den Schwarzwald gegolten haben, wo die galloromanische
„Fluchtbevölkerung" fürs erste Schutz gefunden haben dürfte, bevor dann die
Klosterkolonisation sie erreichte.
5. Nachwort
Die Auseinandersetzungen zwischen Alamannen (Franken) und Römern standen
in der Spätantike jahrhundertelang im Zeichen von blutigen Kämpfen, oft von
Niederlagen und Rückzügen aus den in langen Jahren von Beute- und Raubzügen
heimgesuchten römischen Provinzen an Rhein, Iiier und Donau.
Ammianus erzählt von einem römischen Heereszug Kaiser Valentinians in das
ehemalige Limesgebiet über die Quellen der Donau hinaus (368 n. Chr.), begleitet
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