http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2012-02/0128
taler Richtung. Dieses so behandelte Mauerwerk war anfangs aller Wahrscheinlichkeit
nach nicht flächig verputzt. Zur Südwand des Langhauses sind hinsichtlich
Steinmaterial, Mauertechnik und Oberfläche keine Aussagen möglich, doch angeblich
waren hier in der Hauptsache Wacken vermauert, wogegen auf der Nordseite
und im Dachraum kein einziger solcher beobachtet werden konnte.
Im Dachraum sind die Reste der zugehörigen Giebeldreiecke zu finden. Am östlichen
davon kann noch die vormals flachere Dachneigung abgelesen werden
(Abb. 2 oben). Hier findet sich auch eine winzige dreieckige Öffnung aus gegeneinander
gestellten flachen Steinen (Abb. 3). Auf der Ostseite zeichnen sich Abdrücke
horizontal eingemauerter Balkenabschnitte ab, die offensichtlich an den
Traufen vorkragten und mit einem gleichermaßen auskragenden Dachgebälk korrespondierten
. Demzufolge dürften die Traufwände damals ein wenig höher gereicht
haben als heute.
In der nördlichen Außenwand kam eine vermauerte Türöffnung zum Vorschein
(Abb. 2 mittig + unten). Sie besitzt einen gewaltigen monolithischen Sturzstein
ohne Fasen, Fälze oder Ornamente, der aus blaugrauem Sandstein besteht, wie er
an den einsehbaren Teilen der Kirche sonst nicht mehr beobachtet werden konnte.
Von den seitlichen Leibungssteinen waren nur noch die Abdrücke zu finden. Die
Lage der Türöffnung passt zur örtlichen Situation, wo der Zugang zur Kirche vom
Ort herauf über die Nordspitze der Kirchhofmauer erfolgt war, worauf eine zugesetzte
Pforte dort zeugt. Reste bauzeitlicher Fenster kamen nicht zum Vorschein,
weil spätere Fensteröffnungen wohl deren Platz eingenommen haben. In einer
Zeichnung des Jahres 1829, die in Verbindung mit der badischen Landesvermessung
entstand4, ist in der Südwand eine kleine, hochliegende Rundbogenöffnung
zu erkennen, wie sie für die Bauzeit typisch gewesen wäre (Abb. 1 unten).
Der Triumphbogen in der Ostwand ist im Gegensatz zum bestehenden Chorraum
nach der Mittelachse des Langhauses ausgerichtet und beschreibt einen
Rundbogen (Abb. 2 oben). Er öffnete sich einst in einen sehr viel kleineren Chorraum
, dessen Lage und Höhe an einem Mauerausbruch im Ostgiebel des Langhauses
abgelesen werden kann. Da eine Verzahnung bestanden hatte, ist davon auszugehen
, dass Langhaus und Chorbau gemeinsam errichtet worden sind. In der
Nordwand des bestehenden Chorbaus hat sich seitlich einer vermauerten Türöffnung
ein ganz schmaler Mauerrest erhalten, der in Verbindung mit dem Ausbruch
eine halbrunde Konche rekonstruieren lässt, deren Mittelpunkt ungefähr auf der
Innenflucht des Langhausostgiebels gelegen haben müsste (Abb. 2 mittig).
Ein Knick in der Innenflucht der bestehenden Chorwand gibt Anlass zur Annahme
, dass die Konche bündig an den Triumphbogen anschloss, womit aber ihre
Mauerstärke deutlich stärker als die des Langhauses gewesen wäre (Abb. 2 mittig).
Zudem endet ihr Mauerausbruch unterhalb des Triumphbogenscheitels (Abb. 2
oben). Mauerstärke und Höhendifferenz zufolge war die Konche wahrscheinlich
eingewölbt und die Dachdeckung direkt aufgemörtelt oder deren Traghölzer aufgelegt
. Daraus würde sich eine recht flache Dachneigung ergeben, was erklärt,
weshalb sich im Dachraum keine entsprechenden Abdrücke finden lassen.
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