http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2012-02/0130
eine Bohrsondierung in orthogonaler Ausrichtung zum Verlauf des Unterzugs gemutmaßt
werden.
Zu einem unbekannten Zeitpunkt hat das Langhaus ein neues Dachwerk mit
steilerer Neigung erhalten, wofür die Giebelwände erhöht wurden. In der Spitze
hat sich ein Balkenloch für eine Firstpfette erhalten. Von der Deckung dieses Daches
haben sich Reste und Abdrücke von Hohlziegeln (Nonne-Mönch-Ziegeln) erhalten
(Abb. 2 oben). Auch die Konche erhielt zu einem unbekannten Zeitpunkt
eine steilere Dachneigung, wovon eine Putzbraue knapp unterhalb der Dreiecksöffnung
zeugt.
Mit der Errichtung des bestehenden Langhausdachwerks kann erstmals eine genaue
Datierung verbunden werden, denn eine dendrochronologische Altersbestimmung
ergab für den Fällzeitpunkt der verzimmerten Hölzer den Winter 1458/596.
Dem muss noch ein kurzer Zeitraum möglicherweise bis zu einem Jahr zugerechnet
werden, da die Hölzer Merkmale von Flößerei aufweisen. Aus Nadel- und Eichenholz
wurde ein stehender Stuhl mit zusätzlicher Firstachse und angeblatteten
Fuß-, Kopf-, Steig- und Scherbändern aufgerichtet, der gegenüber seinem Vorgänger
nochmals eine leicht steilere Neigung erhalten hat (Abb. 6+7). Die Decke für
das Langhaus wurde in Form einer Bretterschalung unterseitig am Dachgebälk angenagelt
. Teil der Konstruktion war ein stattlicher, sechseckiger Dachreiter von
2,5 m Durchmesser, wie er mit spitzem Helm auf einer 1829 entstandenen Handzeichnung
noch zu sehen ist (Abb. 1 unten).
Eine tiefsitzende Fensteröffnung in der Langhausnordwand, knapp vor dem Ostgiebel
gelegen, diente vermutlich der Belichtung eines Seitenaltars (Abb. 2 mittig
+ unten). Aufgrund des dabei verwendeten Mauermörtels kann eine Gleichzeitigkeit
mit dem Chorbau ausgeschlossen werden. Eine entsprechende Öffnung findet
sich auch auf der Südseite, wo sie in einer Zeichnung des Jahres 1829 in gotischen
Formen dargestellt ist (Abb. 1 unten).
Da für die verschiedenen Funktionen, die der Chorraum zu erfüllen hatte, die
kleine Konche wohl nicht mehr ausreichte, wurde sie durch einen größeren Chorbau
ersetzt (Abb. 2+8). Seine spitzbogigen Fenster waren mit Maßwerk gefüllt
und zweibahnig geteilt. Innen wurde in die Nordwand ein Tabernakel mit Heiliggrabnische
in spätgotischen Formen eingelassen, der ein mit Krabben und Kreuzblume
besetzter Kielbogen vorgeblendet ist. Die Decke bildete eine untergenagelte
Deckenschalung - wie beim Langhaus. Die aus der Mittelachse nach Süden verschobene
Stellung des neuen Chors kam ganz offensichtlich dadurch zustande,
dass die ältere Sakristei bestehen blieb. Ihr Mauer- und Holzwerk wurde dafür so
weit wie nötig zurückgestutzt, um beim Aufmauern der Chornordwand die Außenwand
der Sakristei leicht verzahnen und deren Holzwerk abfangen zu können. Außerdem
wurden die Wandung und der Sturz der Zugangstür stehen gelassen und
ins neue Mauerwerk einverleibt. Für den Sakristeiraum wurde eine Nische mit hölzerner
Einfassung vorgesehen.
Das Mauerwerk des Chorbaus ist aus lagig versetzten Bruchsteinen zusammengesetzt
, zwischen denen sich runde Rüstlöcher verteilt fanden. Es war von Anfang
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