http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2013-01/0059
Abb. 6: Küchlins Variete Theater
Das gab ihm die Gelegenheit, sich erneut an seinen Ziehbruder Max Laeuger zu
wenden, der inzwischen Kunstprofessor, Baumeister und Innenarchitekt war.
Laeugers hohe Qualitäten, vor allem was den Innenausbau anging, waren inzwischen
weltweit bekannt geworden. Karl Küchlin beauftragte ihn mit der Planung
und Bauleitung und legte Wert darauf, seine eigenen Vorstellungen und wertvollen
Erfahrungen mit einbringen zu können.
In etwa zweijähriger Bauzeit, von 1910 bis 1912, konnte das heutige Gebäude
entstehen. Das Küchlin-Theater14 ist ein Pionierwerk der Eisenbetontechnik mit einer
bemerkenswerten Einheit aus Gestaltung und Konstruktion. Der Entwurf der
Fassade und der wertvollen Innenausstattung mit hervorragender Akustik stammt
von Max Laeuger und verdient besonderes Lob. Nicht ohne Grund hat der Kanton
Basel-Stadt zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts die Fassade und den großen
Saal des Küchlin unter Denkmalschutz gestellt. Das anspruchsvolle Jugendstildekor
wurde dem Spielzweck des Gebäudes angepasst und ist eine Meisterleistung.
Kurz: Das Küchlin war ein beispielhaftes Variete-Theater, das einen Spitzenplatz
in ganz Europa einnahm. Mit dem Neubau konnte für Karl Küchlin eine neue Ära
beginnen. Sie ermöglichte weitere Erfolge. Das erweiterte Programm fand beim
Publikum großen Anklang.
Die größten Künstler der Welt gaben sich damals im Küchlin Rendezvous. Universalartisten
, die ein halbes Programm allein meisterten, Verwandlungskünstler
von Weltrang, Traumtänzerinnen, Kunstschützen, Komiker und Humoristen und,
und, und. Nur der Clown „Grock" war nie da. Er war selbst Papa Küchlin, wie er
von den Baslern liebevoll genannt wurde, zu teuer.
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