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nannten Daten des „Scheibenfeuer-Hasen" mit einer Scheibenbank und mit Hilfe
meines sportlichen Enkels untersucht. Die Scheiben waren weiß lackiert, damit sie
sich unter Beleuchtung mit 2 Stück 500 W-Nitraphotlampen gut gegen schwarzen
Nachthimmel abhoben. Vor dem Kameraobjektiv rotierte eine Schlitzscheibe
(Abb. 2 G) mit den Daten der Legende von Abbildung 2, welche die Anfangs-
Flugbahn in Hell-Dunkel-Abschnitte zerhackte. Über eine mit aufgenommene
Längenmarke konnte somit vstart zuverlässig bestimmt werden (Beispiel: s. Ein-
zeichnungen in Abb. 2 K).
Die Messwerte konnte man in „geringe", „durchschnittlich rasche" und „sehr rasche
" Startgeschwindigkeiten kategorisieren. Als „gering" wurde die Zufallsmessung
einer beim Aufschlag zerspratzten Scheibe mit 2,3 m/s (8,3 km/h) gewertet
(Abb. 2 H). Als typisch „rasch" wurde eine Messung von 8,3 m/s (30 km/h) eingestuft
(Abb. 2 J). Mit n = 5 gut gelungenen Registrierungen der Kategorie „sehr
rasch" ergab sich ein Mittelwert ± einfache Standardabweichung von 15,1 m/s +
5,1 m/s (± 34 %) oder 54,4 km/h und damit in etwa der obengenannte Wert für die
mittlere Bahngeschwindigkeit. Die höchste auf diese Weise gemessene Startgeschwindigkeit
betrug rund 23,4 m/s (84,2 km/h) (Abb. 2 K). Das muß aber noch
nicht das Ende der Fahnenstange sein. Die Maximalgeschwindigkeit, die ein wirklich
geübter Scheibenschießer hinkriegt, dürfte mindestens bei rund 35 m/s (etwa
125 km/h) liegen.
Im Vergleich mit den sicher gemessenen rund 23 m/s recht interessant sind entsprechende
Werte für abgeschlagene Golfbälle. Nach internationaler Vereinbarung
darf der 45,93 g schwere Ball auf Meereshöhe und bei 23° C Lufttemperatur die
Startgeschwindigkeit von 76,2 m/s (274 km/h) nicht überschreiten. Er fliegt also
im Maximalfall mit 22 % der Schallgeschwindigkeit ab. Im Vergleich damit erzielt
die Scheibe immerhin 30 % des Golfball-Maximums oder 7 % der Schallgeschwindigkeit
. Das ist doch recht respektabel.
Interessant ist auch der Vergleich der Startimpulse lstan. Man versteht darunter
das Produkt aus Masse m und Startgeschwindigkeit vstart. Es ergeben sich mit einer
Originalscheibe die Werte:
Istart Scheibe = mScheibe ' VStart Scheibe = 0,030 (kg) • 23 (ttl/s) = 0,69 (Ns)
Istart Golfball = mGolfball * VStart Golfball = 0,045 (kg) • 76,2 (m/s) = 3,43 (Ns)
Der Scheiben-Impuls erreicht immerhin 20 % des maximal zulässigen Golfball-
Impulses. (Das ist auch ganz gut so, weil die Verletzungsgefahr entsprechend geringer
ist. Ein Golfball an den Kopf kann töten.)
Die nötige Stabilität wird dadurch erreicht, dass die Scheibe beim Flug rasch rotiert
, wie ein Kreisel. Sie nutzt den Kreiseleffekt aus, nach dem ein solches System
seine Lage im Raum gegen äußere Kräfte beizubehalten sucht. Die Drehachse
liegt dann zentral und kann nur durch Präzessionsbewegungen auf einem Kegelmantel
leicht rotieren. Die Kinder kannten das früher von ihren Summ-Kreiseln.
Heute fliegen die Frisbee-Flugscheiben, denen man beim Abschleudern von Hand
zusätzlich zum Schubimpuls noch einen Drehimpuls mitgeben muss, nach diesem
Prinzip.
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