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dann aus dem Feuer geholt und auf dem Amboss mit gezielten, gefühlvollen
Schlägen in die gewünschte Form geschmiedet, unter anderem die Grundformen
der Hufeisen für Pferde und über 150 Klauenplatten für die Kühe
(rechter und linker Fuß). In den Sommermonaten konnte man dann auch
zusehen, wie der Hufeisenschmied den Kühen neue ,Schuhe' verpasste. Die
Kühe mussten in der Landwirtschaft fest mitarbeiten und waren beim Ziehen
der Wagen, des Pfluges und der Egge eingesetzt. Dabei nutzten sich die
natürlichen Hornklauen ab.
Zum Anpassen der neuen ,Schutzschuhe' wurden durch Schmieden die
Klauenplatten äußerlich an den Hornfuß der Kühe angepasst, bei Unebenheiten
auch eingebrannt und wenn der Sitz in Ordnung war, mit einigen Nägeln
befestigt. Beim Einbrennen entstand ein gewaltiger Rauch verbunden
mit einem furchtbaren Gestank, was manchmal nicht nur die Zuschauer erschreckte
- auch die Kühe. Interessant waren die Reparaturen landwirtschaftlicher
Geräte, angefangen bei Kettengliedern, Pflugscharen, Eggen,
Hacken und Wagenräderbereifung. Die Räder der Bauernwagen waren vom
Stellmacher in Holz ausgeführt und es musste wegen der Abnutzung und
der Stabilität ein eiserner Reifen aufgezogen werden.
Die Herstellung des Reifens und das Aufziehen auf das Holzrad wurde
auch vom Schmied ausgeführt - dabei wurden die Reifen ebenfalls in heißem
Zustand aufgezogen])."
II) Die Schmiede Berger in Hertingen
Die „Schmiede Berger", die nicht ganz 100 Jahre lang, von 1887/88 bis 1974, in
Hertingen in Betrieb war (das Dorf ist jetzt ein Ortsteil von Bad Bellingen), war
sicherlich einst ein Abbild für die Beobachtungen, die Harry Clemens für seine
Heimatschmiede beschrieben hat. Dass die Schmiede Berger, nachdem der letzte
Schmied Gustav Berger 1974 mit 85 Jahren verstarb, komplett mit ihrer Einrichtung
erhalten blieb und nicht in Teilen verkauft oder verschrottet wurde, ist ein
wirklicher Glücksfall und den Aktiven des Förderkreises des Heimatmuseums
Bamlach, und hier ganz besonders Rudi Großhans, zu verdanken. Wo sonst kann
man Kindern, jungen Menschen und Erwachsenen heute noch zeigen, wie es vor
rund 40, 50 Jahren in einer Dorfschmiede aussah und auf welch kleiner Fläche die
verschiedensten Gegenstände hergestellt und repariert wurden. In einer aufwändigen
Aktion schafften die Förderkreismitglieder, unter ihnen mehrere Handwerker,
die aus mehr als 500 Teilen bestehende Schmiedewerkstatt aus der Hebelstraße in
Hertingen in das Heimat- und Bädermuseum nach Bad Bellingen-Bamlach. Vorab
wurde mit Planzeichnungen, Fotos und Skizzen festgehalten, wie die Schmiede
aufgebaut war. „Der Mittelpunkt der Schmiede zwischen Esse, Amboss und angrenzender
Werkbank wurde originalgetreu wieder aufgebaut. Auch heute kann
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