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schreiblich; das Jammern und Wehklagen der Armen und Reichen, der Wittwen
und Waisen, war herzzerreissend. Die Peterkirche hatte sehr viel gelitten, so wie
auch das akademische Gebäude. Der Obristlieutenant Cunacus, Kommandant der
bewaffneten Bürgermacht zu Leiden, zeigte die äusserte Thätigkeit, und erhielt von
dem König den Verdienst-Orden. Die königl. Garde, die übrige Haagsche
Garnison, die Zimmerleute, Glaser, usw. welche auf Befehl des Königs alle sogleich
sich nach Leiden begaben, legten überall Hand an; man zog einen Kordon
um die Rapenburg und um die übrigen am meisten beschädigten Theile der Stadt
bekannt machen, daß Jeder, Bürger oder Soldat, der so glücklich seyn würde, einen
Menschen zu retten, zehn Dukaten empfangen sollte. Alle Leichen wurden auf
hohen Befehl ans Rathhaus gebracht, um den trostlosen Familien, welche sie erkennen
möchten, zugeführt werden zu können.
Abb. 4: Ansicht der schröcklichen Explosion zu Leyden in Holland den 12. Januarius 1807
Schon am 30. Januar 1807 war in der Ausgabe Nr. 5 der kurze Hinweis erschienen
: „Zu Leiden in Holland kam Feuer in ein Pulvermagazin. Mehr als 300 Zentner
Pulver flogen mit einem entsetzlichen Schlage auf; unzählige Häuser wurden
stark zerstört - unzählige Menschen verloren Leben oder Gesundheit.
Wegen des (weitgehend) ähnlichen Erscheinungszeitraums konnte Hebel die
Leiden-Variante des Basler Kollegen wohl nicht kennen, — möglicherweise aber
die Vorlage aus dem „Schweizerboten", dessen erster gesamter Jahrgang 1804 sich
im Nachlass Hebels fand.14 Nachweislich schöpfte Hebel seine Geschichten „Der
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