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Heinrich wird in der Urkunde von 1147 nicht als Zeuge aufgeführt, er nahm also
wahrscheinlich nicht am Kreuzzug teil. Überhaupt fehlen von ihm weitere eindeutige
Belege. Zwar wird in der Bestätigung für Ulrichs Schenkung 1152 ein „Hein-
ricus de Scopfheim" als Zeuge erwähnt. Mit „Scopfheim" ist laut Parlow30 Niederschopfheim
in der Ortenau gemeint, nicht das Wiesentäler Schopfheim, in dessen
Nähe die Waldecker Besitz hatten. Der genannte Heinrich wird folglich wohl
kaum mit Heinrich von Waldeck identisch sein. Heinrich wird aber möglicherweise
in einer weiteren Urkunde aus dem Jahr 1166 nochmals erwähnt. Gegenstand
dieser Urkunde31 ist wiederum ein Streit zwischen der Pfarrkirche Tegernau und
dem Kloster St. Blasien um Rechte in Schönau, also Streitigkeiten, die schon seit
Walchos Schenkung aus dem Jahr 1113 immer wieder in Urkunden auftauchen.
Zwischen 1164 und 1166 war es den streitenden Parteien offenbar gelungen, einen
Kompromiss zu schließen, nachdem die Tegernauer Kirche auf ihre Zehntansprüche
in Schönau verzichtet hatte und im Gegensatz mit einem Gut bei Leidikon und
Geld entschädigt wurde.32 Bei der Einigung waren offenbar Berthold IV. von Zährigen
als Vogt des Klosters St. Blasien und ein nicht weiter beschriebener „Heinri-
co advocato eclesie Tegirnowe" anwesend. Schon Feger33 hat diesen Vogt und
mutmaßlichen Ortsherren der Tegernauer Kirche mit Heinrich von Waldeck
gleichgesetzt. Allerdings stellt sich die Frage, ob die Ortsherrschaft über die Tegernauer
Kirche nicht in der 1149 erwähnten Schenkung Heinrichs und Trautweins
an das Hochstift Basel mitinbegriffen gewesen wäre.34 Für die Gleichsetzung
des Tegernauer Kirchenvogtes mit Heinrich von Waldeck spricht andererseits
, wie von Feger35 angeführt, dass in der ersten Urkunde über den Rechtsstreit
zwischen Tegernau und St. Blasien zwar Walcho als Schenker erwähnt wird, aber
sonst kein Mitglied der Familie, z. B. als Zeuge, auftritt; hätten die Waldecker tatsächlich
die Kirchenvogtei über Tegernau gehabt, so wären sie Parteivertreter und
befangen gewesen, was ihre fehlenden Zeugnisse erklären könnte.
Während dennoch ein wenig unklar bleibt, ob Heinrich von Waldeck 1166 noch
am Leben war, so scheint doch klar zu sein, dass das Geschlecht mit ihm und/oder
Trautwein ausstarb. Für das Erlöschen des Geschlechtes spricht auch, wie schon
von Bader36 angeführt, dass Trautwein und Heinrich die Stammburgen an das
Hochstift Basel übergeben hatten.
Versuch einer Genealogie
Fraglich bleibt, in welcher verwandtschaftlichen Beziehung Trautwein und
Heinrich zueinander und zu dem 1113 Urkundenden Walcho standen. Eine mögliche
und einleuchtende Deutung ist, Trautwein und Heinrich als Brüder anzusehen
.37
In den beiden Urkunden von 1139 und 1149, in denen die beiden mutmaßlichen
Brüder gemeinsam erwähnt werden, wird Trautwein beide Male vor Heinrich genannt
, in der Zeugenreihe der Urkunde von 1139 mit einigem Abstand (zwischen
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