http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2013-01/0136
dieses Gebiet gemeinsam mit den Burgen Alt- und Neuwaldeck Gegenstand von
Heinrichs und Trautweins Schenkung an das Stift Basel war. Der entsprechende
Urkundentext57 ist hier etwas unklar. Er spricht von den beiden Burgen („Castrum
Waldekke, antiquum videlicet et novum") und von allem zugehörigen Besitz
(„cum omnibus pertinenciis eorum"). Dieser scheint beträchtlich und vielfältig gewesen
zu sein; so ist die Rede von Ländereien, Wäldern, Jagdgebieten, Wasserläufen
, Wiesen, Weiden, Mühlen und anderem („cum omnibus pertinenciis eorum,
terris, cultis et incultis, silvis, venationibus, aquis, aquarumque decursibus, pisca-
tionibus, molendinis, viis et inviis, pratis, pascuis"), doch leider wird nicht genau
spezifiziert, wo diese überall liegen. Denkbar wäre sowohl, dass die beiden mutmaßlichen
Brüder ihren gesamten Besitz an das Stift schenkten oder dass es sich
wirklich nur um das den Burgen zugehörige Land handelte. Dass beispielsweise
Tegernau mit seiner Kirche nicht erwähnt wird und Heinrich dort 1166 möglicherweise
noch Vogt war, könnte als Argument für eine begrenzte Schenkung angesehen
werden. Falls dies der Fall war, könnte der verbleibende Besitz im Kleinen
Wiesental dann tatsächlich durch Erbgang an die Rötteln/Rotenberger gekommen
sein, eine Möglichkeit, die so auch von Simon58 in Betracht gezogen wird. Tatsächlich
bestanden zwischen Trautwein und Heinrich von Waldeck einerseits und
Dietrich von Rötteln andererseits gewisse Beziehungen: Dietrich, Trautwein und
Heinrich traten alle gemeinsam 1139 als Zeugen auf, ebenso 1147 Trautwein und
Dietrich von Rötteln am Vorabend des Zweiten Kreuzzuges. Weder von Dietrich
von Rötteln noch von Trautwein von Waldeck hören wir nach 1147 wieder, und
auch Heinrich von Waldeck scheint nach 1166 kinderlos gestorben zu sein. Darüber
hinaus bedachten Trautwein und Heinrich das Hochstift Basel vor 1149 mit einer
Schenkung, ein Hochstift, zu dem auch die Herren von Rötteln gute Beziehungen
hatten, waren sie doch seit spätestens 1102 Vögte über die rechtsrheinischen
Besitzungen des Basler Klosters St. Alban.59 Es gab also durchaus zahlreiche Anknüpfpunkte
zwischen den beiden Geschlechtern, sodass die umfangreichen Besitzungen
der Rötteln-Rotenberger im Kleinen Wiesental durchaus auf einer Erbschaft
der ausgestorbenen Waldecker beruhen können.
Sicher ist: Neben den geistlichen Institutionen und hier vor allem dem Kloster
St. Blasien begünstigte das Aussterben der Waldecker insbesondere die Herren von
Rötteln. Wahrscheinlich durch eine Kombination von (direkter oder indirekter)
Erbschaft und Übertragung durch das Kloster konnten sie ihren eigenen Besitz um
ehemaliges Waldecksches Gebiet erweitern und sich vor allem im Kleinen Wiesental
einen beträchtlichen Besitzkomplex schaffen.
Die Herren von Waldeck im Macht gefüge im Breis gau
Die Zeit, in der die Herren von Waldeck in den Urkunden fassbar sind, ist im
Breisgau geprägt durch die Konkurrenzsituation zwischen den Zähringern und
dem Bistum Basel, die beide ihre Ansprüche in dieser Region zu stärken versuch-
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