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Bad. Rheinfelden
Die Stadt hat sich durch Zusammenschluss mehrerer Orte gebildet, nur das
Schweizer Rheinfelden hat eine lange Geschichte. Die deutschen Ortsteile liegen sowohl
im Lörracher wie im Säckinger18 Amtsbereich. Über die heute zu Rheinfelden
gehörenden Dinkelbergorte ist eher Ungewöhnliches zur Pest zu berichten. Es gibt
den Pestwallfahrtsort Eichsei, den Pestepisodenort Minsein, den Pestsagenort Nordschwaben
und die Nichts-über-die-Pest-bekannt-Orte Adelhausen, Degerfelden (zur
Zeit des Basler Konzils soll hier die Pest gewesen sein) und Herten.
Eichsei
Was gibt dem Ort Eichsei seinen besonderen Platz in der Pestgeschichte des
Markgräfler Landes? Es sind die Mitpatroninnen der Kirche, die Drei Jungfrauen.
Diese drei Heiligen sind mit unterschiedlicher Schreibweise je nach Gegend benannt
. Selbst hier in Eichsei gibt es Unterschiede: Kunigundis (Cunigunde),
Mechtundis (Mechtrudis, Mechtunde oder Munegundis) und Wibranda. Diese drei
gelten seit der Karolingerzeit als Pestpatroninnen, das heißt, bei ihrer Anrufung
wurden Pestkranke geheilt. Legendär sind ihre Biographien. Sie kamen als Begleiterinnen
der hl. Ursula aus England nach Köln, unternahmen eine Pilgerfahrt nach
Rom und starben auf dem Rückweg auf dem Dinkelberg. Ihre Grabstätte fanden
sie dort, wo jetzt die Kirche steht. Ihre Heiligkeit wurde durch Kardinal Raimun-
dus Peraudi, Erzbischof von Gurk und päpstlicher Legat, im Jahre 1504 bestätigt.
Von der Untersuchungskommission werden unter den Wunderwirkungen auch einige
Pestheilungen berichtet. Ihre Reliquien und Statuen werden am rechten Seitenaltar
verehrt.19 Als Quelle für das Leben, die Maßnahmen für die Feststellung
der Heiligkeit, die Auflistung der Wunder liegt als Druck vor: „Legend Der drey
Heiligen Jungfrauen Kunegundae, Mechtundas, und Wibrandae, St. Ursulä Gesellschaft
. Was bey Erhebung derselbigen Heiligen Gebein, in dem Gotteshauß Eyxsel
Costantzischen Bistumbs, unter der Herrschafft Rheinfelden gelegen, denckwürdi-
ges sich zugetragen, und welcher gestalten dieselbige erfunden und erhebt worden,
Auch was vor alters für grosse Miracul darbey zugetragen. Alles zu Eyfferung
mehrerer Andachts durch einen Bekandten aus einem zu Basel Anno 1505. in Latein
gedrucktem Tractat ins Teutsch übersetzt, und Von neuem in Truck ausgangen.
Cum facultate Superiorum. Costantz 1726." Dieser Aufzeichnung sind die Berichte
entnommen: Zeuge 7 Theoderich de Meytre. Dieser 35-jährige Mann aus Nollingen
sagt, „er seye vor einem Jahr [1503] mit der leidigen Pest (pestis epidy-
miae) inficiert gewesen, da habe er sich sambt zwo Kertzen, wie es ihme in dem
Schlaff fürkommen, nacher Eyxel zu den drey heiligen Jungfrauen verlobt, darauff
seye er von stund an gesund geworden, und sein Gelübd verrichtet, er glaube auch
vestiglich, daß ihme und seinen Kindern, durch die Fürbitt und Hilff dieser Heiligen
drey Jungfrauen die Gesundheit durch Gottes Gnad seye ertheilt worden, anders
seye ihm nichts bewußt". Zeugin 36 Barbara zur Linden, die Ehefrau von Friedrich
zur Linden, Bürger und Ratsherr der Stadt Basel, sagte aus, „als sie an der Pestis epi-
dymiae vor zwey Jahren kranck läge, deroselben gerathen worden, ein Walfahrt zu
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