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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
75.2013, Heft 1.2013
Seite: 163
(PDF, 39 MB)
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1689 haben diese aus dem Buch die Seiten der Jahre 1633 bis 1635 und 1638 herausgerissen
. Am Ende des Dreißigjährigen Krieges war die Dorfbevölkerung auf
die Hälfte geschrumpft: 42 Familien und einige Alleinstehende. Das Dorf erholte
sich nur langsam. 1661 gab es erst 61 Familien. Erwähnenswert ist vielleicht, dass
unter den Flurnamen Haitingens die Bezeichnung „Kaibacker" und ähnliche Wortzusammensetzungen
zu" finden sind. Es könnte also sein, dass dort die Pesttoten
begraben wurden. Die Entfernung von der Ortsgrenze in Richtung Otlingen war
nicht weit.44

Wenn oben gesagt wurde, dass über ältere Pestfälle nichts gesagt werden kann,
dann lässt sich trotzdem ein Hinweis finden, dass vielleicht um das Jahr 1570 Pfarrer
Franz Gut (1556-1580) einen katholischen Brauch aufgriff und eine Glocke
mit zwei Sebastian-Reliefen anfertigen ließ. Die Inschrift „Verbum Domini manet
in aeternum" (Das Wort des Herrn bleibt ewig) kann entsprechend gedeutet werden
. Der Wille Gottes und das Geläut der Glocke können Sicherheit vor der Pest
bieten, da doch erst 1563/64 in Basel die Pest herrschte. Weil die Glocke 1932 einen
Sprung bekam, wurde sie vom Turm geholt und kann jetzt aus der Nähe vor
dem Eingang ins Museum am Burghof (Lörrach) betrachtet werden.45

Markt

Überraschende Begebenheiten gibt es hin und wieder bei den Erinnerungen an
die Pest. Auffällig ist es, wenn von Verschonung vor der Pest erzählt wird. Märkt
mag so eine abseitig gelegene unverseuchte Insel gewesen sein. Als die Dörfer der
nahen Umgebung zu den bekannten Jahren von der Pest heimgesucht wurden,
konnten die Toten der Nachbargemeinde Kirchen auf dem Märkter Chilch-Hof beerdigt
werden. Ob dieses Recht aber auch auf Pesttote ausgedehnt werden durfte,
ist nicht anzunehmen. Aber bei der Überfüllung des Kirchener Friedhofs war es sicher
von Nutzen, nach Märkt ausweichen zu können.46

Otlingen

Immer wieder gibt es neben den wichtigen Berichten aus der Geschichte solche,
die wie Anekdoten zu betrachten sind. Nach dem Pesttod von Sohn und Töchtern hat
Markgraf Rudolf III. für deren Seelenheil der Kirche von Otlingen eine Spende von
10 Gulden vermacht. In späterer Zeit erhielt sich ein besonderes Zeugnis, dass das
Dorf von der Pest heimgesucht wurde. Der spätere Pfarrer von Binzen, Paul Cherler,
ergriff in Basel 1564 vor der Pest die Flucht. Er schreibt: „Aber es gab damals keinen
sicheren Ort; denn die Pest drang ebensowohl auf das hohe Gebirge wie in die
tiefsten Täler." Ihn verschlug es nach Otlingen, wo er vermeinte, der Pest entronnen
zu sein. Doch am Tag seiner Ankunft wurde eine ganze Familie, Eltern mit drei Kindern
, aus diesem Grund auf den Friedhof gebracht. Cherler verfasste daraufhin für
sich selbst von Todesahnungen überwältigt einen Grabspruch: „Der finstere Sausen-
hard ist mein Grabhügel. Im heiteren Elstertal stand meine Wiege. Gierig raffte die
tückische Pest mich hinweg. Die Todesahnung erfüllte sich nicht/Auch in Otlingen
kann auf eine Glocke hingewiesen werden, die eine Buchstabenkette trägt aus dem

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