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sem Krieg 250 Einwohner. Im Pestjahr 1628 fielen der Seuche 49 Bewohner zum
Opfer. Das Jahresmittel lag sonst bei ungefähr 16 Toten. 1634 war die Zahl noch
höher, denn es starben 82, die Pfarrer Johannes Hartmann Sutor (1628-1636) beerdigen
musste; unter den Pesttoten war auch einer seiner kleinen Söhne. Welcher
dieser war, notiert er nicht: Hans Heinrich 20. 9. 1629-26. 12. 1634, Hans Jakob
14. 8. 1631-1634, Hans Hartmann 20. 1. 1633-10. 8. 1634.50 Die Ausmalung der
Kirche deutet zunächst nicht auf einen Zusammenhang mit der Pest hin. Es sind
bekannte Szenen aus dem Alten und Neuen Testament. Aber neben der Eingangstüre
ist eine Begebenheit aus der Legende des hl. Alexius dargestellt. Nach diesem
Heiligen nannte sich im Rheinland ein Orden, dessen Mitglieder sich vor allem
um Pestkranke kümmerten und die Toten begruben.
Eimeidingen, Rümmingen, Schallbach
Wie von mehreren anderen Orten die Bevölkerung sich im Dreißigjährigen
Krieg auf die Flucht nach Basel begab, wird es auch von Rümmingen berichtet.
Bis auf drei Dorfbewacher verließen alle anderen mit Hab und Gut das Dorf. Das
gilt wahrscheinlich auch für das bereits erwähnte Eimeidingen. Wenn Schallbach
im Jahre 1757 wieder auf eine Einwohnerzahl von 252 angewachsen war, könnte
das Dorf auch vor dem Krieg ähnlich groß gewesen sein. Wie groß der Verlust gewesen
sein kann, wäre durch die Anzahl von 45 Einwohnern nach dem Dreißigjährigen
Krieg begreifbar. Nicht unerwähnt sei, dass ein Freiburger Professor, Johannes
Thomas Freigius, seine Ahnen in einem Bauerngeschlecht von Schallbach hat.
Freigius schrieb 1564 in Versen „Tempore Pestis", worin er den damaligen Stand
des Wissens über die Pest verarbeitet hat.51
Wittlingen
Durch den Nachweis, dass Wittlingen zwei Pfarrer an die Pest verlor, ist anzunehmen
, dass auch die Dorfbewohner nicht verschont wurden, auch wenn nichts
darüber berichtet wird. Der aus Kandern stammende Pfarrer Johann Mittler, der
neben Wittlingen auch in Wollbach amtierte, erlag der Pest im Jahre 1564. Der andere
Pfarrer, Matthäus Reisner, hat 1578 seinen Vater und seine Schwester durch
die Pest verloren, als er noch bis 1584 in Emmendingen war, auch die Mutter starb
1584, ob an der Pest ist fraglich. Von 1595 bis 1608 war er in Tüllingen tätig, nach
einem kurzen Aufenthalt in Holzen wird er nach Wittlingen versetzt. Hier starb er
72 Jahre alt 1609 an der Pest. Aus dem Pestjahr 1634 mit 56 Pesttoten in 3 Monaten
ist überliefert, dass am Bußtag ein Pest-Gebet abgehalten wurde: „Laßt uns
nicht in der Menschen Hände fallen, bei welchen kein Barmherzigkeit noch Maß
ist, sondern züchtige du uns."52
Schönau
„Um das Maaß des Elends noch voll zu machen, kam noch die morgenländische
Pest von Italien her in unser Vaterland, die wenigstens den dritten Theil der Menschen
wegraffte. Ob Schönau auch von diesen allgemeinen Plagen hart mitgenom-
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