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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
75.2013, Heft 1.2013
Seite: 166
(PDF, 39 MB)
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men worden sey, davon schweigen die vorliegenden Akten. Seine gesunde Lage
mag die verderbende Wirkung der Pest vermindert haben." Der Schwarze Tod soll
auch in dieser abgelegenen Gegend viele Opfer gefunden haben.53 Um 1350 war
Schönau ein Dorf mit 50 Häusern und Hofstätten, 2 Mühlen, 1 Schmiede, 1 Badstube
, 1 Gerb- und Garhaus, also um die 250 bis 300 Einwohner.54 Für das sogenannte
gemeine Sterben gibt es die eher unglaubliche Tradition, dass diese Pest
von 1420 bis 1477 gedauert hätte. Es ist eher an zwei Jahre zu denken: einmal im
Jahre 1420 und dann wieder 1477. Ein großes Landsterben berichten alte Urkunden
in den Jahren 1510, 1526 und 1564. Pfarrer Vitus Walter erhielt vom Kloster
St. Blasien Hilfe für die Seelsorge, denn „das Unglück, welches die Thalbewohner
traf, war die Pest, welche im Jahre 1611 zu grassieren anfieng, und bis 1613 andauerte
. Sie muß heftig gewüthet haben, indem das Kloster St. Blasien mehrere
Geistliche zur religiösen Besorgung der vielen Kranken dahin abgab, unter welchen
der Pater Fridolin Zimmermann auch ein Opfer dieser Krankheit wurde. Wie
viele gestorben sind, kann nicht angegeben werden, weil später alle Pfarrbücher
verbrannt sind; nach der allgemeinen Sage soll beinahe die Hälfte weggerafft worden
seyn". Bereits 1599 brannte der ganze Ort außer der Kirche ab und dann wieder
1634, dabei sind die Kirchenbücher vernichtet worden. Wenige Jahre nach Beginn
des Dreißigjährigen Krieges begann die Pest wieder im Jahre 1622. Pater
Matthias Stark, der von 1626 Pfarrer in Schönau war, schrieb am 18. November
1629 an den Abt: „Mit der leidigen Infektion hat es noch kein Nachlassen, und sie
macht es hier je länger je gröber, also daß allbereits 520 gestorben sind." 1635
wurden aus den Filialorten so viele Tote herangefahren, dass neben der Kirche an
der Umfriedungsmauer beim sogenannten Haus Zimmermann ein Massengrab
ausgehoben wurde. Bis zu 200 Leichen wurden aufgehäuft und mit Kalkwasser
überschüttet, um die Ansteckung zu vermindern. Kriegs- und Seuchenzeiten verhinderten
, dass Schönau seit dem 14. Jahrhundert über 86 Häuser mit 650 Bewohnern
hinaus wuchs.55 Aus dieser Zeit sind auch Kräutersammler durch die Gegend
gezogen, die ihre Kenntnisse anboten: „Esset Chümmig und Bibernell, no sterbet
ihr nüt so schnell"!56Wie die Schönauer die Pestheiligen verehrten, zeigt der
Hochaltar in der Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt. Weit oben in den Schnitzereien
steht zur Seite des segnenden Christus rechts der hl. Sebastian und links der hl.
Christophorus, der im Mittelalter zeitweilig als Pestpatron galt. Der Seitenaltar
wurde nicht nur diesen beiden Heiligen geweiht, sondern noch weiteren Pestheiligen
, dem hl. Rochus und der hl. Anna, die an verschiedenen Orten in Pestzeiten
angerufen wurden.57

Utzenfeld

Eine kaum durch Dokumente belegbare Rolle spielte die Pest in der Geschichte
Utzenfelds. Es wird vermutet, dass 1348 und 1359 und dann wieder 1511, 1564,
1609 bis 1611, 1629, 1635 die Pest im Dorf war. Neben diesen nicht mit Sicherheit
zu nennenden Jahren waren es die Jahre 1440 (1444), für die es folgende
Überlieferung gibt: Um die Pestleichen nicht nach Schönau auf den Friedhof brin-

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