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gen zu müssen, wurde ein Massengrab ausgehoben. Beim Bau des Rathauses fanden
sich diese Skelette wieder. Hier stand auch die Apolloniakapelle. Diese Heilige,
sonst wegen Zahnschmerzen angerufen, muss hier wegen besonderer Verehrung
auch als Pesthilfe gegolten haben. Gleichzeitig war sie die Fürsprecherin für die Toten
, die wegen der Eile nicht auf dem geweihten Friedhof in Schönau beerdigt werden
konnten. Im Zinsbuch von 1488 fehlen nach dem vergangenen Pestjahr die Blä-
si, Bur, Laile, Schneider und Tunauer. Der Flurname Totenbühl bei der Königshütte
wird erstmals 1607 genannt. Dort soll sich die häufig erzählte Sage abgespielt haben
: Der übervolle Leichenwagen, von Wieden kommend, verliert einen Pesttoten,
der dann liegen bleibt. Manchmal erliegt auch der Fuhrmann am selben Tag der Pest,
so dass niemand etwas von der heruntergefallenen Leiche weiß.58
Wieden
Die geringen Veränderungen bei den erwähnten Namen in den Zinsbüchern von
1352 und 1374 lassen den Schluss zu, dass die Pest den Ort nicht sehr bedrückte.
Anders war es 1440, da sollen aus Wieden nur noch drei Ehepaare den sonntäglichen
Kirchgang nach Schönau unternommen haben. Das schlug sich auch im
Zinsbuch von 1488 nieder, in dem viele Familiennamen nicht mehr vorkommen.
Allerdings war als Grund auch mitbeteiligt, dass der Bergbau stark nachließ und
die Bergwerksarbeiter wegzogen. In der Sage wird allerdings dieser Wegzug der
Bergleute mit der Pest im Dreißigjährigen Krieg in Zusammenhang gebracht.
Beim Nahen der Schweden haben die Bergleute am Rollspitz das geförderte Silbererz
samt Hauen, Schaufeln und Hämmer usw. vor dem Feind in der Grube versteckt
. Nach dem Krieg hatte von diesen Leuten keiner die Pest überlebt. Bis auf
den heutigen Tag blieb der Silberschatz unentdeckt.59 Über die anderen Schönauer
Filialorte Aitern, Böllen, Fröhnd, Schönenberg, Tunau, Wembach lässt sich weder
Historisches noch Sagenhaftes erzählen.
Kleines Wiesental
Diese verstreut liegenden Orte sind geschichtlich nicht vernachlässigt worden,
aber zur Pest lässt sich fast nichts beisteuern.60 In Demberg gab es eine Sebastiankapelle
, deren Glocke jetzt dem Besitzer eines Bauernhofes gehört. Erstaunlich
ist das Alter der Kapelle zu nennen, denn bereits lange vor der Pestzeit wird der
Name in päpstlichen Schutzbriefen von 1137, 1157 und 1179 als Filiale des Klosters
Weitenau erwähnt. Als der berühmte Jeremias Gmelin 1635 Pfarrer in Wieslet
war, herrschte hier die Pest. Wahrscheinlich sind nicht nur, wie überliefert, die Bewohner
von Elbenschwand im Dreißigjährigen Krieg in die Wälder vor der Pest
geflüchtet, sondern auch die von Bürchau, Demberg, Neuenweg, Raich, Sallneck,
Tegernau, Wies und Wieslet.
Bad Bellingen
Wenig lässt sich zu Bellingen und seinen Ortsteilen Bamlach, Hertingen, Rheinweiler
über die Pest finden. Das ausgewertete Kirchenbuch61 gibt Lebensdaten erst
167
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