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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
75.2013, Heft 1.2013
Seite: 172
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den. Ähnlich wird es den Nachbarorten Welmlingen und Wintersweiler ergangen
sein. Mit dem Jahr 1628 traf beide Orte die nächste Pestwelle. 1629 sind es in beiden
Dörfern 31 Tote, mit Pest sind im Kirchenbuch für Istein 7 und für Huttingen
1 Tote(r) verzeichnet. In pestfreien Jahren sind 6 bis 8 Todesfälle der Durchschnitt.
Erhöht ist also die Zahl von 15 im Jahre 1633, dann folgt das Pestjahr 1634 mit 47
Toten und 1635 vielleicht ohne Pestfälle 37 Tote. Dann sinkt die Zahl wie gewohnt
ab.66

Am Isteiner Klotz vorbei zum Rhein hin stand am Ufer in alter Zeit das Klösterlein
Unserer Lieben Frau von Istein. Hierhin gingen Wallfahrten vor allem in Pestzeiten
. Die Mitglieder der Sebastiansbruderschaft von Basel, deren Zusammenkunft
am Sebastiansaltar im Augustinerkloster war, erhielten bei der Teilnahme an
der Wallfahrt ein Gedenkblatt. In der Stiftungsurkunde vom 16. August 1439 -
dem Basler Pestjahr - wird von Gott durch die Fürbitte der Muttergottes und des
heiligen Sebastian erfleht, dass die Bruderschaftsmitglieder von der Pest verschont
werden. In welchem Jahr die Bruderschaft gegründet wurde, ist nicht bekannt. Es
liegt nur ein Ablassbrief des Bischofs Alexander von Forli vom 12. April 1477 vor.
Das Gedenkblatt trägt eine Szene, wie Gottvater Pestpfeile auf die Menschheit
schießt. Zwei Personen sind bereits der Pest erlegen. Aber die Muttergottes links im
Bild und Sebastian rechts greifen fürbittend ein. Ein Wappen der Bruderschaft weist
das Blatt dieser zu. Zum Bild gehört ein Gebet, das an das Pest-Tau (der griechische
Buchstabe T wurde wie ein Amulett betrachtet, als Vorbild gilt der Stab mit der ehernen
Schlange) gerichtet wird und einen Ablass von Papst Sixtus IV. (1471- 84) von 40
Tagen gewinnen lässt: „Ein gebett Sixti des Vierden für pestilentz, dauon xl. tag ablas.
Durch das zeichen T von der pestilencz vnd hunger erlös vns herr Jhesu criste. Das ist
der sighafft tittel. Jhesus T nazarenus T rex T Judeorum. Cristus ist kommen. Im friden
vnd gott ist worden mentsch Jhesus amen . v . pater noster vnd. v . aue maria." Da das
Kloster schon lange verschwunden ist, bleibt nur ein Besuch in der Michaelskirche,
wo es statt des Altarbildes eine Sebastiansfigur gibt.67

Kirchen

Die Pfarrkirche von Kirchen war bereits in der Zeit der Christianisierung der
Mutter Gottes geweiht. In der Pestzeit des 14. Jahrhunderts traten dann als Nebenpatrone
Verena und Sebastian dazu, wie Urkunden von 1501 und 1516 bestätigen.
Veranlassung, Sebastian zu wählen, mag die damalige Pest, die vielleicht auch in
Kirchen zu spüren war, gewesen sein. Als dann wieder 1582 in Basel die Pest
herrschte, wird diese auch für Kirchen genannt, als Pfarrer Nicolaus Höniger hier
sein Amt antrat. Für die Zeit des Dreißigjährigen Krieges sind zusammen 481
Sterbefälle gezählt. Bis zum Pestjahr 1629 entfallen darauf ungefähr zwei Drittel
und davon wiederum allein für das Jahr 1629 113. Auffällig ist, dass fast die Hälfte
, nämlich 54 Kinder, unter 14 Jahren waren. Pfarrer Samuel Bischoff bleibt
nichts anderes, als dass „denen Gott eine fröhliche Auferstehung verleyen wolle.
Amen". Mit den Pesteinträgen begann er 1628; es war die letzte Tote Anna Öttle-
rin gestorben an der Pest, und das Jahr 1629 beschloss er mit fünf Pesttoten.68

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