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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
75.2013, Heft 1.2013
Seite: 174
(PDF, 39 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2013-01/0176
Mappach

Beeinflusste die Pest die Wandmalereien in der Kirche von Mappach? Eher
nicht! Die Deutung der Heiligen gestaltet sich rätselhaft, da die Attribute für die
Zeit der Entstehung nicht den bekannten entsprechen. Veranlasst wurde vielleicht
die Ausmalung der Kirche durch Arnold von Rotberg, als sein Sohn Jakob 1498
auf die Welt kam. So ist der hl. Jakobus als einer der dargestellten Heiligen erklärbar
. Denkbar ist aber auch, dass Hans Jakob I. 1509 die Malereien wegen eines
Gelübdes veranlasste. Am Chorfenster ist einer der Heiligen als Rochus deutbar,
das heißt, dass vielleicht ein Pestgelübde vorliegt. Die anderen Heiligen am Fenster
gehören in die Familiengeschichte. Am Westfenster steht ein Heiliger mit einem
als kostbar zu bezeichnenden Gefäß in den Händen, der hl. Oswald. Dieser,
ebenso wie Arnold, ist in einigen seltenen Fällen als Pestpatron bezeichnet.70

Grenzach

Die Geschichte der Familie im Pfarrhaus von Ulrich Löbelich ist ein auf wenige
bezogenes Beispiel, wie die Pest von 1610 Grenzach mit all seinen Bewohnern getroffen
hat. Am 12. November stirbt des Pfarrers Tochter Ursula, acht Tage später
der Sohn Johann Jakob, am 26. November stirbt seine Mutter Anna Maria. Um
diese Zeit ist der Pfarrer wahrscheinlich bereits selbst erkrankt, denn mit seiner
Handschrift macht er am 23. November den letzten Eintrag ins Kirchenbuch. Am
2. Dezember erliegt er der Pest. Sein Nachfolger David Hinderecker schreibt zu
seinem Tod: „Der ehrwürdig wohlgelehrt Herr Magister Ulrich Löbelich, Pfarrer
allhier, dem der von ihm gepredigte Herr Jesus an jenem Tag eine fröhliche Auferstehung
und mir, seinem successori und noch überbliebenen allen zu seiner Zeit
ein sanft seelig und allergnädigst End wollt verleyhen." Nun der Ablauf der Seuche
für das ganze Dorf betrachtet: Am Anfang der Pest steht der Tod des Kindes
Ottilia Ohm am 15. September. Noch im selben Monat ist Ohm dreimal im Sterbebuch
genannt, bis zum Monatsende gab es zusammen 9 Pesttote. Was auffällt ist,
dass vor allem Kinder und Jugendliche betroffen sind. Unter den 71 (81) Toten im
Oktober sind die meisten aus dieser Gruppe vertreten. Es gab Tage, an denen 5 bis
8 zu beerdigen waren. Wenn die Krankheit als Pest bezeichnet wird, ist allerdings
nicht in erster Linie an die Beulenpest zu denken, sondern an eine pestartige Diphtherie
, Halsbräune genannt, die wie gesagt vor allem Kinder erfasste. Im November
steigt die Zahl weiter an: 102. Im Dezember sinkt die Zahl auf 30. Seit dem Oktober
griff die Seuche - Beulen- oder Lungenpest - auch heftiger auf die Erwachsenen
über. An drei Tagen im Oktober starben 10 Frauen und im Laufe des Dezember
sind im Kirchenbuch auch viele Männer eingetragen, als letzter Andres Wet-
zel. Bis zum Jahresende kommt eine Summe von 350 Verstorbenen zusammen. Im
neuen Jahr 1611 ließ die Pest nach, im Januar 6 Pestfälle und 5 im Februar und
März, mit Hans Kiefer am 14. März war das Ende erreicht. Zur Kirchenbuchführung
wäre nachzutragen, dass eine Anzahl Fremder, über die weder Name noch
Herkunft bekannt war, auf dem Gemeindegebiet der Pest erlagen. Dass sie nicht
gänzlich vergessen sind, ist dem Mesner Wolfgang Pflüger zu verdanken.

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