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weitere Kinder, am 14. Januar Gilmann, am 26. Januar Maria, am 29. Januar
Christina und am 24. Oktober Bläsin. Ein weiteres Beispiel für das Aussterben einer
ganzen Familie 1629: Der 32-jährige Hans Zehnder stirbt am 31. August, der
14-jährige Sohn Johannes am 12. September, seine Frau Margaretha am 15. September
, die 9-jährige Tochter Magdalena am 29. September und die 6-jährige Eli-
sabetha am selben Tag. 1634 starben aus einer Familie Johannes Weißkopf in Vogelbach
drei Töchter, deren Beerdigungsdatum in Kaltenbach festgehalten ist: Die
13-jährige Barbara wurde am 7. Dezember begraben, am 23. Dezember erhielten
Verena und die 20-jährige Anna einen gemeinsamen Sarg. Bemerkenswert ist, dass
z. B. beim Eintrag für Margaretha Oßwald, die am 2. September 1636 begraben
wurde, steht „so an 3 tägiger Pest gestorben". Auch bei anderen Personen wird auf
die kurz andauernde Krankheit hingewiesen; da ist die Ursache ziemlich sicher als
Lungenpest zu deuten.78
Hausen i. W.
Wie stark die Erinnerung an die Pest im Dreißigjährigen Krieg nachwirkte, bestätigt
sich in einem Brief, den Johann Peter Hebel am 3. Mai 1814 an Pfarrer Siebert
in Gutach (Kinzigtal) schrieb: „Wie wild ist der Krieg auch durch Euer Tal
gezogen. Aber welche Hütte und welchen Palast hat er ungefährdet gelassen. Was
unser schönes, gutes Oberland gelitten hat, weißt Du und trauerst gewiß auch darüber
. Hausen soll durch die Seuche zu einem Leichen- und Trauerhaus geworden
sein. Dieser heilige Krieg, wie man ihn nennt, hat große Opfer gefordert, nur fange
ich an zu zweifeln, ob er so sehr heilig war. Doch das müsse der Himmel in seinen
Folgen bewähren, die ihm überlassen seyen und der auch Euch, liebe Freunde,
trösten und segnen wolle." Die Einwohnerzahl wird auf 100 Personen geschätzt.
Von diesen wurden 1629 durch die Pest 17 Erwachsene und 30 Kinder dahin gerafft
. Diese Abnahme der Bevölkerung um die Hälfte hat sich so ausgewirkt, dass
die Dorfbevölkerung im Jahre 1744, also sogar nach dem Zuzug von Fremden wegen
der Eisenindustrie, erst auf 350 Einwohner angestiegen ist.79
Inzlingen
Seit dem 14. Jahrhundert lässt sich der Ortsadel Reich von Reichenstein nachweisen
. Durch die Flucht von Hans Thüring im Jahre 1541 auf die Burg Landskron vor
der Pest ist ein früher Nachweis für die Seuche dokumentiert. Über die Betroffenheit
der Dorfbevölkerung ist allerdings nichts bekannt. Ganz anders das Pestjahr
1634: Es sollen 200 Tote gewesen sein. Wer sich strikt ans Totenbuch hält, wird 184
Einträge mit „an der Pest gestorben" finden. Der April begann mit einem Pesttoten
am 20., im Mai kein Pesttoter, im Juni 3, im Juli 1 und im August 4. Die Herbstmonate
waren dann so verlustreich, dass es Tage mit mehreren Toten gab: z. B. am 8.
und 25. September je 5, am 7. Oktober 6, am 11. Oktober 7, am 17., 18. und 26.
Oktober je 5. Im einzelnen Monat waren es im September 63, davon 17 Kinder, im
Oktober 88, davon 26 Kinder, im November 19, davon 10 Kinder. Im Dezember
fand die Pest ihr vorläufiges Ende mit 5 Toten, am 17. Dezember ist der letzte Ein-
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