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schichteten Gebeine wurden auf den jetzigen Friedhof umgebettet, und das neue
Sammelgrab erhielt einen Gedenkstein: „Hier ruhen die am Kirchenneubau ausgegrabenen
Gebeine unserer Verstorbenen RIP". In der Kirche sei auf die Figur des
hl. Sebastian (14. Jahrhundert) aus dem früheren Münster hingewiesen.110
Laufen
Der heute unter einem Blütenmeer der Staudengärtnerei liegende Ort hatte Zeiten
erlebt, die ihn beinahe als ausgestorben erscheinen lassen. Bereits 1610 konnte
Pfarrer Heinrich Sutor - sein Vater war Vogt Kaspar Schumacher (Sutor) - keine
Leichenfeiern mehr abhalten, weil sich die Fälle so häuften, dass die Toten nur in
einer eisernen Kiste aus dem Dorf hinaus ins Massengrab geschafft werden konnten
. Zu Beginn des Dreißigjährigen Krieges steht im Kirchenbuch, das 1630 neu
angelegt werden musste, weil Gebäude samt Urkunden usw. vernichtet wurden,
dass in Laufen 338 Einwohner lebten. Über die Menschen heißt es, dass „vil durch
den feind, vil aber durch Hunger umbkommen und gestorben" waren. Wer überlebte
, floh in die Schweiz. 1638 gab es noch vier Ehepaare, ein Witwer, eine Witwe
, ein Junge und zwei Mädchen. Bei den Überlebenden war auch Vogt Jakob
Füeßlin. Bis zum Kriegsende erholte sich die Dorfbevölkerung soweit, dass wieder
zwischen 185 und 250 Einwohner gezählt werden konnten.111
Auggen
Eine herausragende Rolle in der Pestgeschichte des Markgräfler Landes spielt
Auggen. Nicht weil mehr über ältere Geschichte bekannt ist, sondern weil Auggen
der letzte Ort war, der von der Pest heimgesucht wurde. Von 1349 bis 1358 und
von 1474 bis 1480 soll die Pest hier gewesen sein, auch 1628 wird Pfarrer Rudolf
Caesar nicht als einziger der Pest erlegen sein. Im letzten Drittel des Dreißigjährigen
Krieges gibt es in der hiesigen Gegend keine Pest mehr. Nur in Basel tritt sie
noch einmal in aller Heftigkeit auf. 1667 fallen ihr 1400 Personen zum Opfer. Aus
Basel wurde sie nach Auggen verschleppt. Betroffen waren, wie sich aus der Statistik
der Visitation der Pfarrei Auggen vom 21. September 1666 entnehmen lässt,
840 Pfarrangehörige. Seit 1651 war Jeremias Gmelin (1613-1698) Pfarrer. Der für
ihn von Valentin Klos gehaltenen Leichenrede „Eines Christen gläubiges Vertrauen
auff Christum bey des Herren M. Jeremias Gmehlins sei. Beerdigung"112 ist
eine Erinnerungsschrift „Personalia, wie solche von dem sei. Hrn. Specialen Selbsten
auff gesetzt worden, Von mancherley Creutz und Leiden" von Gmelin beigefügt
: „Die drey Hauptplagen / Krieg / Pestilentz und Hungersnoth haben mich vor
vielen anderen sehr hart betroffen. In der allgemeinen schröcklichen Landtheue-
rung 1635. wäre ich öffters vor Hunger verschmachtet / wenn GOttes Güte mich
nicht sonderlich erhalten hätte / und schämete mich vor ehrlichen Leuten etwas
darvon zu sagen. Unterschiedliche Sterbensläuffte habe ich ebenmässig / auch die
Pest / die mich selbst berührt / erfahren / auch bey meinem Diaconat Rothenfelß
und folgends zu Wißleth / da ich manchmahl zwischen Lebendigen und Todten gestanden
/ und mein Amt verrichtet; Letzlich aber im Jahr 1667 und 1668. alß die
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