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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
76.2014, Heft 1.2014
Seite: 36
(PDF, 41 MB)
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„Am Morgen des 27. Februar 1997 ist die „Kallfaß-Luis" vom Gasthaus „Krone
" in Tegernau mit 86 Jahren verstorben. Sie ist ruhig und ohne Schmerzen eingeschlafen
. Über ihrem Sterbebett hing der KUK-Kalender 1997 „Das Kleine
Wiesental - seine Originale und Originelles" mit dem Februarblatt „Luis! Aufmachen
, Polizei!" - „Jo, das cha Jede sage!" So wie man die „Luis" kannte, hätte sie
diesen Spruch „Jo, das cha Jede sage!" gerne noch nach dem Bekanntwerden ihres
Todes gesagt. Mit dem Tode der „Kallfaß-Luis" hat sich eine liebenswerte und uri-
ge Kronenwirtin aus Tegernau und ein letztes großes Original aus dem Kleinen
Wiesental für immer verabschiedet. „D'Luis" war schon zu Lebzeiten weit über
das Kleine Wiesental hinaus eine Legende, und sie wird dies auch in späteren Jahren
bleiben.

Am 1. März 1997 wurde die „Kallfaß-Luis" bei vorfrühlingshaftem warmen
Sonnenschein auf dem Tegernauer Friedhof beerdigt. Pfarrer Rathgeber, der
„d'Luis" und die „Krone" noch selbst kennenlernen konnte, hielt eine ganz persönliche
und unvergessliche Abschiedspredigt. Der Musikverein Tegernau, der mit
der „Luis" untrennbar verbunden war, spielte „So nimm denn meine Hände und
führe mich". Und der Gemischte Chor Elbenschwand sang für „d'Luis" zutreffend
„S'isch Feierabend, das Tagwerk ist vollbracht". Viele der Abschiednehmenden
waren in Gedanken ganz bei der „Luis". Einerseits vielleicht etwas froh, dass die
86jährige Kallfaß-Luise ihr zuletzt sicherlich mühseliges Tag- und Nachtwerk in
ihrer „Krone" vollbracht hatte. Andererseits aber auch traurig, dass in der „Krone"
in Tegernau endgültig Feierabend sein soll. Die Zeitungsartikel vom „Vollmer-
Karle" in der Badischen Zeitung und im Markgräfler Tagblatt, die Gedichte von
Dr. Günther Schmitz aus Wuppertal und von der Wittum-Els, die Abende mit dem
Musikverein und anderen Vereinen, die Hospizabende, die Skatabende, viele andere
schöne und einmalige Stunden, der Kronen-Stammtisch und natürlich die
„Luis" in ihrer unnachahmlichen Art mit zuletzt zwei Brillen auf der Nase gingen
einem durch den Kopf. Der bullernde Ofen mit dem langen Ofenrohr, das halbvolle
Wasserglas neben dem Regulator, die halsbrecherische Kellerstiege, die
Schwarzwaldpüppchen, die Nappos, die nichtverpackten farbigen Waffeln, die
Fläschchen mit den Liebesperlen, die Holzsprießele, das vollgestellte Nebenzimmer
, das alte „Schisshüsli" und die unzähligen kleinen „Kinkerlitzchen", die der
„Krone" das einmalige Flair gaben, das soll alles zu Ende sein? Das soll nur noch
schöne Erinnerung bleiben?

Sicherlich haben sich schon viele Gedanken um die „Krone" in Tegernau gemacht
, zumindest klang in den letzten Jahren immer wieder bedauernd die Frage
an: „Was isch emol, wenn d'Luis nümmi isch?" Auch wir haben uns diese Frage
öfters gestellt und wollten sie nicht nur mit einem allgemeinen Bedauern „Schad,
do chasch halt nüt mache" beantworten. Ermutigt durch das Bauernhausmuseum
„Schneiderhof" in Kirchhausen, bei dem am Anfang auch nur eine „Bruchbude"
und eine Idee standen, wurden schon früh und sehr diskret entsprechende Vorstellungen
gezielt an entsprechende Leute herangetragen. Seit etwa 10 Jahren wurden
mit Ernst-Jürgen Kallfaß aus Niedertegernau immer wieder Gespräche und ge-

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