http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/mgl-2014-01/0100
rufssoldaten, den ewigen Blick auf einen militärisch wichtigen Pass und „seine"
Schanzsicherung26' geben? Gab es möglicherweise sogar noch in der oral history
(mündliche Überlieferung), die ja durchschnittlich 100 Jahre wirksam sein kann,
Erinnerungen an einen Vorfall, der eine solche Ehrung verdiente? Auch schon die
Tatsache, dass man das Epitaph von der alten Kirche mit in die neue Kirche nahm,
kann als Beleg für ein ehrendes Erinnern gewertet werden. Wobei festzustellen
bleibt, dass es bislang keine schriftlichen Quellen oder mögliche Querverweise darauf
gibt.
Abb. 9: Blick direkt vom Standort des Epitaphs ostwärts über den Friedhof hinauf zum Hau und
seiner Pass-Sicherung mit zwei Schanzen: Einer Stern- und einer Viereckschanze (Redoute).
Die umfangreichen, sich schlussendlich über insgesamt zehn Jahre hinziehenden
historischen Recherchen, öffneten nicht nur den Blick in das Europa des 17. Jahrhunderts
, sondern gaben einer bislang unbekannten Person erstmals wieder eine
konkrete Gestalt und - zwar erst konturenhaft - auch schon ein Gesicht. Quellenmäßig
solide belegt werden kann nun ein individueller Schicksalsweg eines Menschen
, der vor über 300 Jahren im Alter von nur 43 Jahren einer Bluttat zum Opfer
fiel.
Johann Marckloffsky war, seiner Familientradition folgend, ein typischer Berufssoldat
, der sich immer wieder einen neuen Dienstherrn suchte und der Reihe
nach beim Kaiser, beim Kurfürsten von Bayern und beim Kurfürsten von Sachsen
anheuerte und dabei nie über seinen Leutnantsrang hinausgekommen, dafür aber
in ganz Europa herumgekommen ist. Für seine Zeit keine ungewöhnliche Laufbahn
angesichts einer von Krieg geprägten Epoche, für deren Menschen der Frieden
für fast ein volles Jahrhundert lang nur eine sehnsuchtsvolle Hoffnung blieb.
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