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Das Markgräflerland: Beiträge zu seiner Geschichte und Kultur
76.2014, Heft 1.2014
Seite: 104
(PDF, 41 MB)
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und 1929 (betitelt mit „Vermischter Gesang-Verein Treibenei") vorhanden.
Diese Narrenfahnen wurden sicherlich bei einem „Umzug" getragen. Die
Schnitzelbanktradition spricht besonders für das Alter der Tegernauer Fasnecht.
Die beiden erhaltenen alten Tegernauer Schnitzelbänke datieren von 1929 und
1933. Die Mitglieder des Gesangvereins waren sicher Träger der Tegernauer
Fastnacht der 20er Jahre. Es ist ganz typisch für die Fastnacht jener Zeit, dass
einzelne Vereine und keine Narrenzünfte Träger der örtlichen Fastnacht waren.
Die Entwicklung der sogenannten Narrenzünfte setzte im Markgräflerland und
am Oberrhein erst in den 1930er Jahren ein. Dies war verbunden mit der zeitbedingten
„Angleichung" der Fastnachtsbräuche an die nationalsozialistische Fastnachtsideologie
von den angeblich germanisch-mythologisch überlieferten Masken
- und Brauchformen, die sich im Markgräflerland überhaupt auf keinerlei
Tradition zurückführen lassen.

Im Zusammenhang mit dem Schnitzelbankaufsagen traten Maskierte auf, die ein
buntes Narrenkleid und eine einfache Larve trugen. Der Verfasser fand in einem
Antiquitätengeschäft in Basel eine Larve von etwa 1927 aus Pappmache, die aus
Tegernau stammen soll. Stellt man die Beziehung von dieser Larve mit freundlichderbem
Gesichtsausdruck in Bezug zu dem genannten bunten Narrenkleid der
Schnitzelbänkler, kommt man zum Narrentyp des neckenden Schalksnarren. In
breiter Front erscheinen im Narrentreiben in der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts
die stereotypen Figuren der zeitgemäßen Narrenverkleidungen: Eine Figurenvielfalt
von Gestalten der Commedia dell'Arte (Harlekin, Bajazzo, Pulcinella),
des venetianischen Carnevals (Domino), des angelsächsischen Clowns (holländisch
„Pickelhäring") und des österreichischen Hanswurst. Auf dem beigegebenen
Foto der „Schiibebuebe" tragen einzelne Buben Larven oder sind geschminkt. Der
Knabe links ist als Clown ganz maskiert, und es hat den Eindruck, dass er als Anführer
der Maskengruppe fungiert. Als Kostüm trägt dieser Clown einen weiten,
mit runden Punkten verzierten Einteiler, eine spitze Clownkappe und eine pausbäckige
Larve. Die Vielfalt alter dörflicher Fastnachtsmaskierungen bestand nie aus
einheitlichen Narrenkleidern. Nur ihrem Typus nach unterscheiden sie sich in har-
lekineske, bunte Narren mit Kragen und Spitzhut, eindeutige Clowns (Bajazzos)
mit weiten Hosen, Kragen und Spitzhut und Dominos (rechts in gestreifter Kutte
).5) Die Verladungen waren ebenso unterschiedlich. Auf dem Foto tragen zwei
Buben Vollmasken, die meisten aufgemalte Bärte, volle Schminkmasken oder die
zwei ganz oben auf dem Wagen gar keine Masken. Der kleine Junge in der Mitte
im Vordergrund trägt eine Tuchlarve im Rautenmuster des Harlekins. Immer wieder
belebten solche Narrenfiguren nach der Überlieferung von Luise Kallfaß die
alte Tegernauer Fasnacht der 20er und 30er Jahre. Ein spezieller Name für diese
Narrengestalten ist für Tegernau nicht überliefert. In der schwäbischalemannischen
Fasnet bleiben die Bezeichnungen für stereotype Narrengestalten aus einer
früheren Zeit erhalten. So leitet sich der Name von den „Schuttig" (Elzach) und
von den „Schudi" im Hanauerland und Achertal von den sogenannten „Schauertagsnarren
" ab. In Endingen und Waldkirch entstammt der Narrenname „Jockeli"

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