Freiburger historische Bestände - digital

mindestens ein Instrument erlernte und beim Musikverein Neuenweg, dem alle
längere Zeit gemeinsam angehörten, galt das geflügelte Wort: „wenns Vollmers do
sin, chönne mir spiele". In der Tat spielte der Verein damals zum Beispiel noch bei
Beerdigungen auch unter der Woche, und es war nicht immer einfach, die dabei
vorhandenen personellen Engpässe zu überbrücken.

Was Karl Vollmer neben allen musikalischen Ansprüchen stets besonders am
Herzen lag, war die Entwicklung des Gemeinschaftsgefühls und des Zusammenhalts
, die gerade beim Musizieren entstehen und das Miteinander in besonderer
Weise prägen. Für den Erhalt dörflicher Strukturen sind lebendige Vereine ganz
gewiss eine wichtige und unverzichtbare Voraussetzung. In Zeiten zunehmender
Individualisierung, aber ebenso zunehmender Vereinsamung sind sie einer der
letzten hoffnungsvollen Rettungsanker.

„Musik - das war mein Leben" hat Karl Vollmer gesagt, als er 1988, gerade
70jährig, den Taktstock endgültig niedergelegt hatte und zum Ehrendirigenten ernannt
wurde. Die Zeitung schrieb: „Ein Musiker mit Leib und Seele." Aktiver Musiker
seit 1932, Dirigent ab 1946, in Wies bis 1959, in Sallneck bis 1962 und in
Neuen weg eben bis 1988. In einer kleinen privaten Statistik kam er in diesen
fünfeinhalb Jahrzehnten auf über 3000 Proben und 1400 Anlässe der verschiedensten
Art. Gelebtes Ehrenamt, ein Leben für die Musik, mit anderen und für andere.
Und so konnten zahlreiche Ehrungen für die Verdienste um die Blasmusik nicht
ausbleiben. Eine besondere Würdigung erhielt er unmittelbar nach Beendigung
seiner musikalischen Karriere mit der Verleihung der Landesehrennadel durch den
damaligen Justizminister Heinz Eyrich. Fast alle Auszeichnungen der Blasmusikverbände
hatte er in den Jahren zuvor erhalten, zuletzt die Große Goldene Ehrennadel
des Bundes Deutscher Blasmusikverbände und die Ehrenmitgliedschaft im
Alemannischen Musikverband.

Abb. 3: Karl Vollmer (1918-2006) an seinem 70. Geburtstag

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