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Stadt Basel, aber auch im Spannungsfeld der beiden Großmächte, dem Königreich
Frankreich und dem Reich der österreichischen Habsburger. Frankreich drängte
nach Westen an den Rhein und die Habsburger waren hier mächtige Landesherren
und gleichzeitig Deutsche Kaiser. Das macht Stetten für eine genauere Betrachtung
interessant.
So gehörte der heutige Lörracher Stadtteil Stetten über mehrere Jahrhunderte zu
den sogenannten vorderösterreichischen Besitzungen der Habsburger, die hier im
Dreiländereck an die Markgrafschaft Baden und die Stadt Basel grenzten. Erst
1805 war Stetten an das neu gebildete Großherzogtum Baden gefallen. Und insofern
hätte die markgräfliche Reaktion auf den Stettener Fischfrevel mit all seinen
Verwicklungen im Jahre 1766 ganz andere Folgen haben können. Denn Stetten lag
seit der Reformation in Basel und der Markgrafschaft Baden im 16. Jahrhundert
nicht nur wie ein katholischer Sperrriegel zwischen der reformierten Stadt Basel
und dem protestantischen Markgräflerland, sondern durch seine exponierte geo-
grafische Lage im 17. und 18. Jahrhundert eben im Spannungsfeld von habsburgi-
schen und französischen Großmachtinteressen. Seit der durch Martin Luther 1517
ausgelösten Reformation in Europa spielte die konfessionelle Zugehörigkeit eine
bedeutende Rolle. Nicht die Menschen konnten diese allerdings frei wählen, sondern
der jeweilige Landesherr entschied nach dem Grundsatz „cuius regio, eius religio
", wessen Herrschaft, dessen Religion. So war es 1555 für das Deutsche
Reich im Augsburger Religionsfrieden festgelegt worden. Erst der Säkularisie-
rungsprozess im 20. Jahrhundert löste in Europa die konfessionellen Gegensätze
innerhalb der christlichen Religion weitgehend auf. Doch Gegensätze und Spannungen
lassen sich in dieser Zeit natürlich nicht alleine auf die unterschiedliche
Konfessionszugehörigkeit zurückführen, wie die Konflikte zwischen dem katholischen
Frankreich und den ebenfalls katholischen Habsburgern zeigen.
Der 763 erstmals in einer Urkunde des Klosters St. Gallen erwähnte Flecken
Stetten kam 1409 durch eine Stiftung Rudolfs von Hachberg, der Hochburg bei
Emmendingen, in Besitz des Klosters Säckingen. Das Kloster, das auf eine Gründung
des heiligen Fridolin im 6. Jahrhundert zurückgeführt wird, gilt als ältestes
Kloster Baden-Württembergs und mit dem heiligen Fridolin als Ausgangspunkt
für die Missionierung des badischen Oberlandes. Im 11. Jahrhundert wurde es ein
reines Frauenkloster für Frauen aus dem Adelsstand, ein so genanntes Damenstift.
Unter dem Grafen Rudolf II. von Habsburg, der um 1200 lebte, fiel das Damenstift
mit seinen Besitzungen, also auch Stetten, als Lehen an das Geschlecht der Habsburger
. Die jeweilige Äbtissin des Säckinger Damenstifts gehörte später sogar dem
Reichsfürstenstand an, wie es auf dem Reichstag in Rheinfelden 1307 unter König
Albrecht I. beschieden worden war. Das Kloster hatte große Besitzungen links und
rechts des Rheins. Allein die rechtsrheinischen Besitzungen des Damenstifts reichten
von Hauenstein über Schwörstadt bis Müllheim, allerdings nicht als geschlossenes
Herrschaftsgebiet. Das heutige Säckinger Fridolinsmünster ist die Stiftskirche
des Klosters, und die seit dem 13. Jahrhundert nachgewiesene Pfarrkirche in
Stetten ist dem heiligen Fridolin geweiht. Dies belegt die enge Verbindung zum
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